Hans Morgenstern wurde am 11. Dezember 1937 in St. Pölten geboren, seine Eltern Stella und der bekannte Rechtsanwalt Dr. Egon Morgenstern flohen im März 1939 noch rechtzeitig nach Israel, damals Palästina. 1947 kehrten sie mit Sohn Hans in das damals graue und zerstörte St. Pölten zurück. Hans Morgenstern studierte in Wien Medizin, engagierte sich bei den Sozialistischen Akademikern und eröffnete eine Praxis als Dermatologe in St. Pölten.
Neben seiner Tätigkeit als Arzt nahm er seine Arbeit gegen das Vergessen auf: Er sammelte tausende Biografien jüdischer Menschen, die auf einem künstlerischen oder wissenschaftlichen Gebiet Bedeutendes geleistet hatten. Das Resultat dieser jahrzehntelangen Arbeit erschien 2009 im LIT-Verlag Wien als „Jüdisches Biographisches Lexikon. Eine Sammlung von bedeutenden Persönlichkeiten jüdischer Herkunft ab 1800. Auch seine beiden Großmütter und vier Großtanten waren im Holocaust ermordet worden. Ihnen und den anderen mehr als 500 Opfern der völlig vernichteten Kultusgemeinde St. Pölten galt sein Wirken.
Er war die erste Anlaufstelle für die Vertriebenen selbst oder deren Nachkommen bei ihrer Kontaktaufnahme mit der alten Heimat. Unter anderem durch seine Initiative wurde 1980 die Synagoge renoviert und seine Informationen bildeten die Grundlage für einen 1992 davor errichteten Gedenkstein. Ungeheuer wertvoll ist sein Fotoalbum von Überlebenden und von Ermordeten, aus der ganzen Welt zusammengetragen, die erste Sammlung zur St. Pöltner jüdischen Gemeinde. „Nicht zuletzt“, schrieb Hans Morgenstern im Vorwort seines Lexikons, „soll dieses Werk als Erinnerung an die Ermordeten und Vertriebenen dienen und sie so dem völligen Vergessen Werden entreißen.“ Sein Werk war die Basis für zahlreiche weitere Forschungen bis hin zu den Steinen der Erinnerung in St. Pölten.
Für seine Verdienste, für sein Wirken gegen das Vergessen erhielt Dr. Hans Morgenstern das Ehrenzeichen der Stadt St. Pölten. „Mit seinen Aufarbeitungen hat er wertvolle Arbeit geleistet, wofür man ihm nicht genug danken kann. Mit ihm verlieren wir einen bedeutenden Zeitzeugen eines geschichtlichen Abschnittes unserer Stadt, der im kommenden Jahr mit der Renovierung der ehemaligen Synagoge und des jüdischen Friedhofes besonders in den Fokus rücken wird. Wir werden Hans Morgenstern stets ein ehrendes Andenken bewahren“, so Bürgermeister Matthias Stadler.