Die Glasscheiben tragen die Namen der hier in den Jahren 1859 bis 1906 Beerdigten und gewähren Einblick in das friedliche, gartenähnliche Gelände, das so als Ruhestätte erkennbar wird. Die weißen Aufdrucke der Namen, Lebens- und Sterbedaten sind nicht nur gut lesbar, sondern verweisen auch auf die weißen Totenkleider, in denen Verstorbene gemäß der jüdischen Tradition beigesetzt werden.
Achtzig Jahre nach der Zerstörung und Schändung des Friedhofs durch die Nationalsozialisten ermöglicht die Installation wieder ein personalisiertes Totengedenken. Der Sockel, auf dem die Glasplatten angebracht sind, eignet sich als symbolischer Ort für das Ablegen von Gedenksteinen – eine jüdische Tradition, welche die durch die Zerstörung verlorenen Grabstätten teilweise ersetzt. Gleichzeitig soll sie den Vorübergehenden ein Bewusstsein für die historische jüdische Gemeinde und den Verlust der Grabsteine in der NS-Zeit vermitteln.
Die Eröffnung der Gedenkinstallation fand im Rahmen eines Treffens von Nachkommen von ehemals in St. Pölten beheimateter jüdischer Familien statt. Unter den Ehrengästen der Veranstaltung war auch die Vizepräsidentin der IKG Wien, Claudia Prutscher. Die Finanzierung der Installation übernahmen die Kulturabteilung des Landes Niederösterreich/Kunst im öffentlichen Raum, der Nationalfonds der Republik Österreich und die Stadt St. Pölten.
Dr. Hans Morgenstern-Platz
Mit dem Gemeinderatsbeschluss vom 30. September erhielt die direkt an den alten jüdischen Friedhof anschließende Fläche zwischen der Passauerstraße und der Pernerstorferstraße den Namen „Dr. Hans Morgenstern-Platz". Benannt wurde dieser nach dem im November 2023 verstorbenen Mediziner und jüdischen Zeitzeugen Hans Morgenstern.
Vortrag im Stadtmuseum
Am 21. Oktober fand im Stadtmuseum ein Vortrag über den alten jüdischen Friedhof von Christoph Lind vom Institut für jüdische Geschichte Österreichs und Stadtarchäologen Ronald Risy statt. Anschließend wurde in einer Gesprächsrunde zur Neugestaltung des Friedhofs Anna Artaker, Raphael Einetter, Wolfgang Gasser, Christoph Lind, Ronald Risy, Heinz G. Schratt und Georg Traska von der Ö1-Journalistin Anna Soucek befragt.