Auf Initiative der türkischen Regierung kamen in Antalya bereits des Öfteren Vertreter Russlands und der Ukraine zu Gesprächen zusammen. Der türkische Präsident setzt sich als Vermittler für eine friedliche Lösung des Ukraine Kriegs ein. Daher war der russische Angriffskrieg auf die Ukraine auch ein Thema beim Besuch des türkischen Botschafters Ozan Ceyhun, den Vizebürgermeister Harald Ludwig vergangene Woche im St. Pöltner Rathaus empfangen hat. Die Türkei begeht als Nato-Land einen Balanceakt, da das Land als Mitglied des westlichen Militärbündnisses gleichzeitig gute Beziehungen zu Russland hält.
Bei dem Empfang in St. Pölten handelte es sich um den ersten Besuch des aktuellen Botschafters, zuletzt besuchte am 21. Juni 2019 der ehemalige türkische Botschafter Ümit Yardim St. Pölten. Für die Stadt St. Pölten sind Termine dieser Art sehr wichtig, da in der Landeshauptstadt unterschiedliche Kulturen leben (rund 1300 Menschen aus der Türkei) und so das Zusammenleben mit politischen Persönlichkeiten aus den jeweiligen Heimatländern besprochen werden kann. Immer wieder werden Botschafter im Rathaus Empfangen, zuletzt waren es die diplomatischen Vertreter aus Frankreich oder Israel.
Botschafter mit einer eindrucksvollen Politkarriere
Der 61-jährige türkische Botschafter Ozan Ceyhun ist eine schillernde Persönlichkeit mit einer wechselvollen Politikkarriere. Nach dem Putsch von 1980 wurde er von seinem Vater zunächst nach Österreich geschickt, dann Ceyhun 1982 nach Deutschland und saß später für die Grünen und die SPD im Europaparlament. Zunächst galt er als Kritiker der AKP, wechselte aber dann das Lager und wurde 2013 Berater der AKP, der Partei des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Seit dem 25. Februar 2020 bekleidet er das Amt des türkischen Botschafters in Wien.