Zur Navigation Zum Inhalt

Museumsverein kaufte ältestes Foto der Stadt

Des Stadtmuseum ist seit ein paar Wochen um einen Schatz reicher. Es handelt sich dabei um das älteste bekannte Foto, das in St. Pölten aufgenommen wurde. Der Museumsverein kaufte das Bild aus dem Jahre 1856 an und brachte es damit wieder an seinen Ursprungsort.

Das Bild von Heinrich Ferstler zeigt den Rathausplatz Mitte des 19. Jahrhunderts. (Foto: Stadtmuseum St. Pölten)
Das Bild von Heinrich Ferstler zeigt den Rathausplatz Mitte des 19. Jahrhunderts. (Foto: Stadtmuseum St. Pölten)

Bei einem Grazer Antiquitätenhändler tauchte vor Kurzem ein ganz besonderer historischer Schatz auf. Ein Foto, datiert auf das Jahr 1856, das damit das älteste bekannte Foto aus der heutigen Landeshauptstadt ist. Der Museumsvereins-Vorstand mit der neuen Präsidentin Ulrike Mesner zögerte daraufhin nicht, und kaufte das Bild für die städtische Sammlung an. „Das Foto ist ein ganz frühes Zeugnis von Fotografie in der Stadt. Vergleichbares stellt nur eine Aufnahme der St. Pöltner Eisschützengesellschaft aus den späten 1850er Jahren dar, das allerdings nur Personen zeigt“, erklärt Museumsleiter Thomas Pulle.

Was ist zu sehen?

Die Aufnahme zeigt den Rathausplatz im Herzen der Stadt mit Blick vom Rathaus in Richtung Franziskanerkloster. Auch die Pestsäule, das heutige Leiner-Haus und das heutige Landestheater sind zu erkennen, wenn sie baulich auch noch etwas anders aussehen. Beim Franziskanerkloster sticht ins Auge, dass der Glockenturm damals noch deutlich niedriger und schlichter war. „Die Zwiebelhaube im barocken Stil, wie wir sie heute kennen, entstammt gar nicht der Zeit des Barocks, sondern wurde erst um 1895 nach dem Vorbild der Wiener Stiftskirche aufgesetzt“, klärt Thomas Pulle auf. Und auch für die Menschen, die am Rathausplatz verstreut stehen, hat der Museumsleiter eine Erklärung: „Das sind wahrscheinlich Soldaten der Hesser, des St. Pöltner Hausregiments, die im Karmeliterhof untergebracht waren und den Rathausplatz zum Exerzieren verwendeten“, sagt Thomas Pulle.

Von wem ist das Bild?

Auf der 1856 angefertigten Fotografie ist glücklicherweise nicht nur das Aufnahmejahr verewigt, sondern auch der Name des Fotografen. Es handelt sich um Heinrich Ferstler, der einer St. Pöltner Künstlerfamilie entstammte. Der 1800 in Wien geborene Künstler unterrichtete nach dem Studium zuerst in Klagenfurt, bevor er 1844 als Zeichenlehrer nach St. Pölten kam, um in der Haupt- und Realschule zu unterrichten. Als Aquarellporträtmaler bewies Ferstler großes Können und war in St. Pölten ein angesehener Künstler. Neben diesen Malereien widmete sich Heinrich Ferstler auch als einer der ersten in der Stadt der damals sehr modernen Kunstform der Fotografie. Eine erste Erwähnung seiner Arbeit als Fotograf findet sich 1861 im St. Pöltner Boten. „Das zeigt, dass es sich wirklich um eine der ersten Fotografien aus der Stadt handeln muss. Zudem zeigt es, dass sich die Fotografie aus der Tradition der Kunst heraus entwickelt hat. Somit ist das Bild nicht nur ein großer Schatz für das Stadtmuseum und das Archiv, sondern auch ein Meilenstein der Stadtgeschichte und Fotografiegeschichte“, ist Museumsleiter Thomas Pulle überzeugt.

Die kunstsinnige Stadt 

Stärke gewinnt ein Zentrum nicht zuletzt aus kultureller „Soft-Power“. Dafür bildet der Masterplan stp*25|50 die städtische „Kulturstrategie 2030“ nicht nur ab, er vertieft und konkretisiert sie. (mehr dazu)