„Rechtzeitig darauf schauen, dass man es hat, wenn man es braucht“ – so lautete ein bekannter Werbeslogan aus den 80er Jahren. Das betraf in den letzten Wochen und Monaten vor allem die Wärmeversorgung in St. Pölten. Als die Hochwasserkatastrophe auch über die Müllverbrennungsanlage Dürnrohr hereinbrach, zeigte sich der Nachteil an der Methode nur auf ein Pferd zu setzen. Das für die Fernwärme nötige Warmwasser konnte nicht über die Müllverbrennung auf Temperatur gebracht werden, sondern wurde über Gasverbrennung gewährleistet. Diese Notfall-Variante ist für St. Pölten künftig nicht mehr ausreichend.
„Wir haben für derartige Situationen zwar vorgesorgt“, erklärt Franz Gruber, Geschäftsführer der Fernwärme und Leiter der Klimakoordinationsstelle in St. Pölten. Dennoch pocht Gruber künftig auf ein doppeltes nachhaltiges Sicherheitssystem: „Wir brauchen neben Dürnrohr auch alternative Wärmequellen, um im Krisenfall die Versorgung der Haushalte, öffentlicher Gebäude und Industriebetriebe sicherzustellen.“ Das soll im Einklang mit den Klimazielen und der Strategie zur Dekarbonisierung geschehen - mit einer gasunabhängigen, nachhaltigen Wärmeversorgung. Nachhaltige Alternativen zur Wärmeversorgung sind etwa Biomasse, saisonale Wärmespeicher, Abnutzung aus industriellen Prozessen, Wärmepumpen, Geothermie, Wärme aus Reststoffen und Abfall.
Vorreiter für klimafreundliche Wärmeversorgung
Welche Wärmequelle nun für St. Pölten am besten geeignet ist, soll die Klimakoordinationsstelle nun federführend herausfinden. Dazu gehört auch die Planung und Koordination der alternativen Wärmequellen ohne fossile Brennstoffe inklusive Fördermittelakquise und Finanzplanung. „Wir wollen Machbarkeitsstudien für Wärmegewinnung initiieren, Standortvorschläge erarbeiten und potenzielle Partnerunternehmen für die Abwärmenutzung identifizieren“, gibt Gruber hier hohe Ziele vor. Anschließend sollen regelmäßig Berichte über den Fortschritt erstellt werden. Eine Unterstützung durch alle relevanten Abteilung der städtischen Verwaltung sowie Beteiligungen setzt Gruber voraus.
Unterstützung erhält die Idee der Klimakoordinationsstelle auch von Bürgermeister Matthias Stadler, der gerade in diesen Zeiten die sichere Energieversorgung für St. Pölten vorantreibt: „Die Kombination aus Biomasse und Abwärme bietet eine umweltfreundliche und zukunftsweisende Lösung. Die Klimakoordinationsstelle soll bei diesem Prozess eine zentrale Rolle spielen, um diesen Übergang zu steuern und die Stadt St. Pölten als Vorreiter für klimafreundliche Wärmeversorgung zu etablieren.“ Damit soll ein Ausfall der Anlage Dürnrohr künftig keine erheblichen Versorgungsengpässe mehr hervorrufen, die insbesondere im Winter gravierende Folgen hätten.