Im Rahmen eines Pressegesprächs in der Stadtbibliothek wurden die Ergebnisse der Mobilitätserhebung 2024 vorgestellt. Bürgermeister Matthias Stadler, Manuel Hammel von der städtischen Verkehrsplanung und Norbert Sedlacek von HERRY Consult präsentierten die zentralen Erkenntnisse, die als Grundlage für die künftige Verkehrsplanung und Mobilitätsentwicklung St. Pöltens dienen. Im Fokus stehen aktuelle Trends, Herausforderungen und Potenziale der städtischen Mobilität. Die Folien der Präsentation sind hier zu finden.
Warum eine Mobilitätserhebung?
Zahlen und Fakten betreffend die Entwicklung von Mobilitätsgewohnheiten der Bevölkerung sind eine wichtige Grundlage für die Verkehrsplanung und Mobilitätsentwicklung der Stadt. Bereits zum dritten Mal (nach 2013 und 2018) erfolgte eine umfassende Erhebung mobilitätsbezogener Kennzahlen, die wichtige Trends und Veränderungen aufzeigen.
St. Pölten spielt darüber hinaus als urbaner Knotenpunkt im europäischen Verkehrsnetz (TEN-T) eine zentrale Rolle. Als Landeshauptstadt ist St. Pölten dazu verpflichtet, bis Ende 2027 einen nachhaltigen Mobilitätsplan „SUMP“ (Sustainable Urban Mobility Plan) zu erstellen. Für diesen Entwicklungsprozess ist es besonders wichtig, auf aktuelle Zahlen zurückgreifen zu können.
Eckdaten der Erhebung
Die Mobilitätserhebung wurde als Online-Befragung zwischen 30. April und 4. Juli 2024 durchgeführt. Insgesamt haben 1.084 Personen aus 561 Haushalten daran teilgenommen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 2 % der Haushalte und damit einer Verdoppelung gegenüber 2018. Um ein genaues Abbild der Mobilitätsgewohnheiten der St. Pöltner:innen zu erhalten, wurden die Daten repräsentativ gewichtet. In Summe wurden 3.208 Wege (2018: 1.754) analysiert und tausende Antworten ausgewertet.
Nachhaltigkeit im Fokus: Der Umweltverbund als Rückgrat der urbanen Mobilität
Ein zentrales Ergebnis der Mobilitätserhebung ist der deutliche Anstieg der Nutzung des Umweltverbundes – dieser umfasst das Zufußgehen, Radfahren sowie den öffentlichen Verkehr. In den letzten sechs Jahren stieg deren Anteil von insgesamt 45 % auf 54 %, was einer Steigerung von 20 % im Umweltverbund entspricht. Umgekehrt hat dies zur Folge, dass um ein Sechstel weniger Wege mit dem motorisierten Individualverkehr, also mit dem PKW, zurückgelegt werden.
„Die Mobilitätserhebung zeigt deutlich, dass die St. Pöltner:innen immer häufiger zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Diese Entwicklung unterstützt unsere Vision einer lebenswerten, nachhaltigen Stadt“, erklärt Bürgermeister Matthias Stadler.
Insbesondere im Kernbereich St. Pöltens werden mittlerweile 60 % aller Wege aktiv mobil oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Auch für Einkaufs- und Arbeitswege zeigt sich eine bemerkenswerte Entwicklung: Die Nutzung von Fahrrad und Fußverkehr hat sich bei Arbeitswegen mehr als verdoppelt, während 64 % mehr Einkaufswege zu Fuß bewältigt werden.
Kürzere Wege, effizientere Mobilität: St. Pölten als „Stadt der kurzen Wege“
Die Mobilität der St. Pöltner:innen wird zunehmend von kurzen Wegen geprägt. Rund 60 % aller Wege sind kürzer als 5 km – das entspricht einer Zunahme von 10 % gegenüber 2018. Die durchschnittliche Tageswegelänge sank im Vergleich zu 2018 um 21 %. Auch die durchschnittliche Wegedauer ging um 13 % zurück. Des Weiteren zeigt sich, dass Homeoffice einen wichtigen, nicht zu unterschätzenden Faktor darstellt: 7 % der Berufstätigen arbeiteten am Erhebungstag von zu Hause aus, was vor allem bei längeren Wegen zu einem Rückgang führte.
Die Stadt entwickelt sich damit zunehmend zur „Stadt der kurzen Wege“, was nicht nur die Verkehrseffizienz steigert, sondern auch die Attraktivität aktiver Mobilitätsformen fördert.
Potenziale und Herausforderungen
Obwohl der Trend zur nachhaltigen Mobilität klar erkennbar ist, gibt es noch ungenutzte Potenziale für weitere Verlagerungen. Beispielsweise enden 44 % der PKW-Wege nach weniger als 5 km. „Würde nur ein Fünftel dieser kurzen Wege im Umweltverbund zurückgelegt werden, wäre das Modal Split-Ziel 2034 mit 58 % Umweltverbund bereits erreicht“, weiß Manuel Hammel, Verkehrsplaner der Stadt. Ein weiterer zentraler Faktor ist die Infrastruktur: unsichere Bedingungen, zu schmale Gehsteige oder Radwege, aber auch lange Wartezeiten an Ampeln hemmen oft den Umstieg auf aktive Mobilitätsformen.
Strategisches Ziel: Ein nachhaltiger Mobilitätsplan bis 2027
Die Ergebnisse der Erhebung bilden die Grundlage für die Entwicklung des „Sustainable Urban Mobility Plan“ (SUMP), der bis Ende 2027 fertiggestellt sein soll. Damit setzt St. Pölten ein starkes Signal für eine zukunftsorientierte und umweltfreundliche Mobilitätsplanung.
Blick in die Zukunft: Ausbau und Anpassung der Infrastruktur
Basierend auf den Ergebnissen der Mobilitätserhebung will die Stadt ihre Verkehrsinfrastruktur im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiter anpassen. Geplante Maßnahmen umfassen u.a.:
- Öffentlicher Verkehr: Neuausschreibung des LUP-Systems 2027 mit Fokus auf kürzere Intervalle, schnellere Verbindungen und attraktivere Haltestellen.
- Radverkehr: Ausbau des Radwegenetzes, Erhöhung der Verkehrssicherheit, direktere Routenführung
- Fußverkehr: Verbreiterung von Gehwegen, Beschattung durch Bäume und Reduzierung von Wartezeiten an Ampeln
- Motorisierter Individualverkehr: Bündelung des Durchgangsverkehrs auf Hauptstraßen und bedarfsorientierte Optimierung des Stellplatzangebots
Die Mobilitätserhebung 2024 zeigt eindrucksvoll, wie sich St. Pölten auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Verkehrszukunft entwickelt. Mit einem klaren Fokus auf den Umweltverbund und gezielten Maßnahmen zur Infrastrukturverbesserung ist die Stadt gut gerüstet, die Mobilitätsbedürfnisse ihrer Bürger:innen auch in den kommenden Jahren effizient und nachhaltig zu gestalten.