Im Sinne einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung werden Fuß- und Radverkehr – nicht nur in St. Pölten – zu immer wichtigeren Elementen der urbanen Fortbewegung und rücken zunehmend in den Fokus stadtplanerischer Strategien. „Attraktive Angebote für die aktive Mobilität sind nicht nur ein Schlüsselelement nachhaltigen städtischen Verkehrs, sondern steigern auch die Lebensqualität der St. Pöltner Bevölkerung“, hält Bürgermeister Matthias Stadler fest.
Auf Grundlage des im November 2021 gefassten Grundsatzbeschlusses zur Erstellung eines Masterplans „Aktive Mobilität“ startete St. Pölten einen mehrjährigen Prozess mit dem Ziel, eine umfassende Bestandsanalyse, Planung und Strategiefindung in den Bereichen Fuß- und Radverkehr durchzuführen. Am Ende steht nun als Ergebnis die Leitkonzeption Aktive Mobilität (LAMOB). Ziel ist es, aktive Mobilitätsformen in den Vordergrund der Verkehrsplanung der Stadt zu stellen, Leitlinien für die zukünftige Weiterentwicklung der Angebote des Fuß- und Radverkehrs zu entwickeln und aktive Mobilität als integralen Bestandteil jedes stadtplanerischen Planungsprozesses zu verankern.
„Die LAMOB versteht sich als langfristiges Planungsdokument, und gliedert sich in einen Masterplan Gehen und ein kommunales Radnetzausbauprogramm. Dies ist für die Beantragung der „klimaaktiv mobil“-Förderungen des BMK erforderlich. Darüber hinaus enthält sie eine integrierte Betrachtung der aktiven Mobilitätsformen (Fuß und Rad) zueinander, zu anderen Mobilitätsformen sowie die Verknüpfung zu sektoralen Themenstellungen wie Gesundheit, Bildung oder Tourismus“, erklärt der Projektverantwortliche Manuel Hammel von der St. Pöltner Verkehrsplanung.
Das Leitkonzept ist hier zu finden und soll bereits in der kommenden Gemeinderatssitzung zur Beschlussfassung vorgelegt werden.
Tausende Meinungen und Wünsche berücksichtigt
Die LAMOB wurde unter intensiver Beteiligung von Bürger:innen und Stakeholdern erstellt und ermöglicht eine gezielte Förderung des Fuß- und Radverkehrs im nächsten Jahrzehnt: In diversen Workshops und Online-Formaten leisteten 2.000 Personen einen Beitrag zur Sammlung von über 25.000 Anmerkungen und Ideen. Nach Aufbereitung und Weiterentwicklung dieses Inputs liegt nun das fertige Dokument vor. Darin werden auf über 160 Seiten die Methodik sowie die Grundlagen erklärt, aber auch konkrete Handlungsfelder und Maßnahmen für die nächsten Jahre aufgelistet.
„Damit setzt St. Pölten einen wichtigen Schritt in die Mobilitätszukunft. Die LAMOB ergänzt vorangegangene Konzepte wie das Generalverkehrskonzept, das integrierte Stadtentwicklungskonzept und die Radbasisnetzplanung des Landes Niederösterreich“, hält Michael Szeiler, Geschäftsführer von con.sens mobilitätsdesign und Projektleiter der Leitkonzeptionierung fest. Er weiß: „Diese ist das Ergebnis eines intensiven Dialogprozesses mit Bürger:innen, NGOs, der Verwaltung und allen relevanten Stakeholdern der Stadt. Wir freuen uns sehr, mit diesem zukunftsweisenden Konzept einen wichtigen Beitrag für die St. Pöltner Mobilität und Stadtentwicklung zu leisten.“
Ziele bis 2034 und darüber hinaus
Besonders das kommende Jahrzehnt wurde als relevanter Betrachtungszeitraum herangezogen. Wichtigste Kennzahl ist der sogenannte „Modal Split“, bei dem sich der Anteil des Umweltverbundes (Öffentlicher Verkehr, Rad- und Fußverkehr) in St. Pölten gegenüber dem Basisjahr 2018 von 45 % auf 58 % erhöhen soll. „Die Verlagerung von 13 % der Wege vom motorisierten Individualverkehr hin zum Umweltverbund stellt dabei ein ambitioniertes, aber realistisches Ziel dar“, so Manuel Hammel.
Die gesamte Länge der strategischen Radnetzplanung beläuft sich auf über 200 Kilometer, wobei mehr als 100 Kilometer davon den 14 sternförmigen Hauptrouten zufallen, hinzu kommen drei, das Zentrum kreisförmig umschließende, Ringrouten sowie Verbindungsrouten.
Zu-Fuß-Gehen und Radfahren sind inzwischen selbstverständlicher Teil der Verkehrsplanung in der jüngsten Landeshauptstadt. „Bereits jetzt legen viele St. Pöltner:innen ihre Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurück“, weiß Bürgermeister Matthias Stadler. Über 660.000 Personen gehen pro Woche etwa durch die Innenstadt, an der Messstelle am Traisental-Radweg wurden im Vorjahr 260.000 Radler:innen erfasst. Er ergänzt: „St. Pölten soll zur Stadt der kurzen Wege werden und seine Barrieren überwinden.“
Die Verkehrsmittel des Umweltverbundes bilden dabei das Rückgrat der urbanen Mobilität. Geht es nach den Expert:innen aus der Verkehrsplanung, so sollen neben konkreten Schritten zum Ausbau und zur Attraktivierung des Fuß- und Radverkehrsnetzes auch übergeordnete Maßnahmen, wie die Ausweitung von Tempo 30 Zonen und der Parkraumbewirtschaftung verankert werden. Hinzu kommen Leuchtturmprojekte, wie die Neugestaltung des Promenadenrings.
Konkrete Maßnahmen für die nächsten Jahre
Im Rahmen der Leitkonzeption wurden für die Aktive Mobilität zahlreiche Einzelmaßnahmen ausgearbeitet und zusammengefügt. Hervorzuheben sind etwa die Errichtung eines Geh- und Radweges entlang der Kremser Landstraße auf den Kremserberg, die Herstellung einer attraktiven Fuß- und Radverkehrsachse zwischen Traisental-Radweg und dem Landesklinikum sowie die Attraktivierung von Schul- und Kindergartenumfeldern, wie jenem im Bereich des Grillparzer Musik- und Kunstschulcampus. All diese Unterfangen sollen innerhalb der nächsten drei Jahre durchgeführt werden.
Bereits in Umsetzung befindet sich der Ausbau des Nextbike-Systems und die Neugestaltung des Promenadenrings. Die aktuelle Umgestaltung der Teufelhofer Straße zur Fahrradstraße mit breitem Gehsteig und großzügiger Baumreihe schafft eine attraktive Fuß- und Radverbindung in der Siedlung und soll zudem den Parkdruck vor Ort verringern. Laufend, und das noch für die nächsten zehn Jahre, soll der Traisental-Radweg westseitig ausgebaut und saniert werden.
In den Plänen bis 2034 ist auch eine neue Radverbindung zwischen dem Hauptbahnhof und Waitzendorf entlang der Goldegger Straße zu finden. Ebenso soll eine Radschnellverbindung im Süden über die Maria Theresia-Straße hin zum Spratzerner Kirchenweg und weiter bis Spratzern und sogar Wilhelmsburg entstehen. Im Norden wird die neue Boulderbar am ehemaligen Glanzstoff-Gelände besser erschlossen.
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