60 Schulwegunfälle zählt der VCÖ niederösterreichweit im Jahr 2022, zwei davon haben sich in der Landeshauptstadt ereignet. Weil aber jeder Unfall zu viel ist, sorgt die Stadt St. Pölten mit unterschiedlichen Maßnahmen dafür, dass der Schulweg noch sicherer wird.
In St. Pölten wurden seit Jahren bei allen Kindergärten und Pflichtschulen im gesamten Stadtgebiet Tempo 30 als erlaubte Höchstgeschwindigkeit eingeführt und überall entsprechende Schutzwegmarkierungen angebracht. An neuralgischen Punkten stehen außerdem beinahe täglich zu den Stoßzeiten Polizeibeamte oder Schülerlotsen, um die Sicherheit im direkten Schulbereich zu erhöhen. Jeweils in den ersten Wochen nach Schulbeginn gibt es vor den Schulen in St. Pölten auch eine mobile Geschwindigkeitsüberwachung zusätzlich zu den Kontrollen der Polizei.
Städtebund für Tempo 30
Die Verkehrsberuhigung im Bereich von Schulen ist eine wichtige Maßnahme, um den Schulweg für Kinder sicherer zu gestalten. Daher spricht sich auch der Österreichische Städtebund seit Jahren dafür aus, den rechtlichen Handlungsspielraum und die Gestaltungsmöglichkeiten zur Temporeduktion im Ortsgebiet für die örtlichen Verwaltungsorgane zu erweitern. „Es liegt auf der Hand, dass die Bürgermeister*innen am besten entscheiden können, an welchen Stellen im Ortsgebiet es Tempo 30 anstelle von Tempo 50 braucht“, so Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes.
Die Einführung von Geschwindigkeitsbegrenzung ist für Gemeinden aktuell mit einem enormen finanziellen und personellen Aufwand verbunden, da die Temporeduktion nur nach einer aufwendigen Grundlagenerhebung umgesetzt werden darf. Positive Effekte der Temporeduktion auf die Erhöhung der Aufenthalts- und Lebensqualität in Ortsteilen sowie in der Nähe von Schulen, Kindergärten oder Alten- und Pflegeeinrichtungen können aktuell ebenso wenig als Grund für Tempo 30 geltend gemacht werden, wie die positiven Auswirkungen der geringeren Geschwindigkeiten auf den Rad- und Fußverkehr, kritisiert der Städtebund.
Sicher in die Schule: Verkehrsberuhigung und Verkehrstraining mit Kindern
Nächste Woche beginnt bei uns in Niederösterreich die Schule. Damit Kinder sicher in die Schule gelangen, ist eine Verkehrsberuhigung durch Geschwindigkeitsreduktionen und eine Kindergerechte Verkehrsplanung im Ortsgebiet unerlässlich. Wichtig sind aber auch Maßnahmen, die Familien selber treffen können: Der VCÖ rät Eltern von Kindern bis zum 12. Lebensjahr in den Ferien den Schulweg gemeinsam mit dem Kind zu üben. Besonders wichtig ist das Üben des Schulwegs für Kinder, die ihre Schulkarriere erst starten. Dabei gelten mehrere Faustregeln: Immer den Schulweg wählen, wo weniger Kfz-Verkehr ist und wo weniger Straßen zu überqueren sind. Nachdem die Grundkompetenz, wie die sicherste Strecke oder umsichtiges Schauen schon festsitzen, ist es sinnvoll, besondere Herausforderung und Verkehrssituationen zu besprechen.
“In bestimmten Situationen, wie z. B. beim Blickkontakt mit Lenkern, kann es zu Fehlinterpretationen bei Kindern kommen. Jüngere Kinder erkennen nicht klar, ob sie gesehen wurden. Dunkle Sonnenbrillen des Lenkers oder Helme mit abgedunkeltem Visier erschweren Kindern die Erfassung der Blickrichtung zusätzlich”, warnt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Die Expertin rät, solche Situationen den Kindern zu erklären und Lösungen mitzugeben, wie etwa immer abwarten, bis das Fahrzeug tatsächlich stehen geblieben ist.