Sie ziehen sich bei starkem Regenfall im Freien aus, am Ufer des Ratzersdorfersees. Die Wassertemperatur liegt wenige Grad über dem Gefrierpunkt. Doch die rund dreißig Frauen und Männer lassen sich von dem schlechten Wetter und den eisigen Temperaturen nicht abhalten. Die warmen Winterjacken, Hosen und Pullover werden abgelegt, darunter tragen die meisten schon Badeanzüge, Bikinis oder Badehosen. Sie alle wirken sehr konzentriert, denn der Gang in die eisigen Gewässer, fordert auch die routiniertesten Liebhaber des Eisbadens immer wieder aufs Neue.
An diesem Sonntag wirkt es fast schon so, als ob die Männer und Frauen beim Eisbaden nicht nur ihre eigenen körperlichen Grenzen durchbrechen, sondern auch die graue Wolkendecke am Himmel. Kaum befindet sich die Gruppe im kalten Wasser, schon lösen sich die Wolken auf und ein farbenfroher Regenbogen am Horizont vervollständigt das idyllische Bild am Ratzersdorfer See.
Bei dem jährlichen Treffen kommen alle aus St. Pölten und Umgebung zusammen und gehen gemeinsam in den Ratzersdorfer See zum Eisbaden. Auch Bürgermeister Stadler ist bereits zum zweiten Mal dabei, jedoch nur als Fan und Zuschauer: „Ich bewundere alle hier, die sich solch einer Überwindung stellen und dann wirklich bis zum Hals im eiskalten Wasser stehen. Ich bin zwar auch schon stark am überlegen, mal mitzumachen, aber getraut habe ich mich bisher nicht.“
Ein schönes Lebensgefühl
Unter den rund dreißig Personen treffen wir auch auf Trixi Bachinger. Sie betreibt im Sommer am Domplatz ein Eiscreme-Geschäft und hat sich dem Thema Eis auch im Winter verschrieben: „Eis im Sommer verkaufen und Eis im Winter zum Baden“, sagt sie voller Freude und füngt hinzu, „Ich bin Eis.“ Es sei einfach schön, so nah am eigenen Wohnort die Möglichkeit zu haben, seiner Leidenschaft nachzugehen. „Ich mache das jetzt schon seit drei Jahren und das beinahe jeden Tag, soweit es sich ausgeht. Ich Fahre mit dem Fahrrad hier her und kann auch, wenn ich will, sogar zu Fuß den See erreichen.
St. Pölten bietet seinen Bewohner:innen eine bunte vielfalt an Freizeit- und Erholungsaktivitäten. „Das Stadion und das Sportangebot, die Wanderwege und das viele Grün, rund herum und auch mittendrin“, sind für Trixi weitere Aspekte, die die Landeshauptstadt so lebenswert machen.
Mittlerweile ist die Community rund ums Eisbaden angewachsen und immer mehr schliessen sich der frostigen Gruppe an. Denn das Eisbaden soll auch für die Gesundheit förderlich sein: Es heißt, regelmäßiges Eisbaden könne das Immunsystem stärken und so vor Infekten schützen. Der Körper reagiert auf extrem niedrige Temperaturen, mit der Ausschüttung wertvoller Stoffe wie Adrenalin, Endorphine sowie entzündungshemmende Kortikoide. Nach körperlicher Anstrengung kann er so mitunter schneller regenerieren. Nicht umsonst sind Eisbäder insbesondere bei Leistungssportlern beliebt.