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Ein Glockenspiel für den Rathausturm

Der Schmelzofen ist auf Temperatur und das Metall wird bereits in die Formen gegossen. Eine Delegation aus St. Pölten war zu Gast in der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck, wo die ersten Glocken für den Rathausturm hergestellt wurden.

Drei Fachkräfte bei der arbeit: Sie gießen aus geschmolzenem Metall eine Glocke.
Insgesamt werden 48 Glocken in Innsbruck unter professioneller Aufsicht gegossen. Der Umfang von exakt vier Oktaven. (Foto: Wolfgang Mayer)

In den kommenden Wochen werden die restlichen Glocken gefertigt und im Herbst im Turm des Rathauses angebracht. Angekauft wurde das Glockenspiel von der Plattform St. Pölten und finanziert von 48 Sponsoren.
„St. Pölten bekommt eine neue Attraktion. Ein Glockenspiel wird schon bald aus dem Rathausturm zu hören sein. Wir waren beim Guss der ersten Glocken live dabei und haben aus Innsbruck unvergessliche Eindrücke mitgenommen“, so ein sichtlich beeindruckter Stadtchef. „Mit diesem Glockenspiel ergeben sich für Firmen und für Privatpersonen ungeahnte Möglichkeiten, die Liebe zu dieser Stadt zu zeigen bzw. sein Unternehmen oder die Familie zu verewigen. Damit schaffen wir ein Alleinstellungsmerkmal für St. Pölten, das Tradition und Moderne auf unnachahmliche Art und Weise miteinander verbindet“, freut sich Bürgermeister Stadler.

„Wir haben für die Produktion mit der Familie Grassmayr einen Partner gefunden, der seit Jahrhunderten in diesem Gewerbe federführend tätig ist. Und dieser Tag hat uns deutlich bewiesen, wie richtig wir mit dieser Auswahl gelegen sind“, ist der Obmann der Plattform St. Pölten, Dominik Mesner, rundum zufrieden. Das Unternehmen gibt es seit 1550. Ab dem Jahr 1599 spezialisierte sich Grassmayr auf den Guss von Glocken und ist seither zum Branchenprimus avanciert.

Dabei werden nach alter Handwerkskunst die Glockenformen aus Lehm modelliert und zu kunstvollen ‚Musikinstrumenten‘ gegossen. Seit 1780, in diesem Jahr beginnen die schriftlichen Aufzeichnungen, haben rund 6.000 Glocken das Werk verlassen. Grassmayr Glocken läuten in über 100 Länder auf allen fünf Kontinenten. Die älteste heute noch läutende Glocke wurde 1636 gegossen. Für Bukarest wurde die bislang schwerste Glocke gegossen mit einem Gewicht von 22 Tonnen. In den vergangenen Jahren hat sich für das Haus mit der Restaurierung von alten und beschädigten Glocken ein neues Geschäftsfeld aufgetan.

WM3 7350 KopieEine Delegation aus St. Pölten mit Vertretern aus der Politik, Wirtschaft und dem privaten Bereich war beim Gießen der ersten St. Pöltner Rathausglocken dabei. (Foto: Wolfgang Mayer)

48 Glocken, vier Oktaven

Insgesamt werden 48 Glocken in Innsbruck unter professioneller Aufsicht gegossen. Der Umfang von exakt vier Oktaven. Jedes Musikstück – egal ob klassisch oder modern - das innerhalb dieser musikalischen Bandbreite komponiert wurde, kann mit diesen Glocken abgespielt werden. Dabei geben die kleinen Glocken die helleren und hohen Töne wieder, die großen, schweren Glocken die tiefen Töne. Alles drin. Alles abspielbar. Alles hörbar. Kirchenlieder, traditionelles Liedgut – selbst moderne Musik kan das Glockespiel wiedergeben.

Alles eine Frage der Temperatur

Entscheidende Bedeutung für die Qualität kommt beim Guss der Temperatur zu. Für die kleinen Glocken muss sie höher sein als für die großen. Das Rohmaterial wird dabei auf fast 1200 Grad Celsius erhitzt, bevor es in die vorbereiteten Formen gegossen wird. Die kleinen Glocken brauchen drei bis vier Tage, um genügend ausgekühlt zu sein und können erst dann aus der Verschalung genommen werden. Bei den großen Glocken, sie liefern die tiefen Töne, dauert der Abkühlungsvorgang bis zu einer Woche.

Durch eine lange Lagerzeit wird die Dichte des Materials erhöht, ein Umstand, der sich in einer deutlich längeren Belastbarkeit und Lebensdauer des Materials niederschlägt. Erst dann kann mit der Verzierung der Glocke begonnen werden. Dabei werden in einem aufwendigen Verfahren Logos von Unternehmen und Texte aufgebracht – ein künstlerischer Prozess, der einige Tage dauert. Die Glocken werden aus Bronze gefertigt im Mischungsverhältnis von 80 Prozent Kupfer und 20 Prozent Zinn.

Jedem seine Glocke, egal ob Unternehmen oder Privatperson

„Das Glockenspiel macht den Menschen Mut und Kraft, wird alle ZuhörerInnen erfreuen. Die Kraft der Musik wirkt verbindend, belebend und aufmunternd“, ist sich Plattform Obmann Dominik Mesner sicher und auch der Tatsache, dass das „was wir heute hier geschaffen haben, uns alle überdauern wird. Diese Glocken sind für die Ewigkeit gemacht.“

„Der Kauf des Glockenspiels wurde von der Plattform St. Pölten abgewickelt. Das Interesse in der Bevölkerung war überwältigend“ so Mesner. Das Projekt ist mit seinen 48 Glocken das umfangreichste, das das Unternehmen Grassmayr bisher für einen Kunden jemals umgesetzt hat. „Als musikalische Fachberater haben wir mit dem Leiter der Kulturabteilung, Alfred Kellner, und dessen Nachfolger als Direktor der Musikschule St. Pölten, Lukas Schönsgibl, zwei absolute Topfachleute aus St. Pölten gewinnen können“ ist Matthias Weiländer, Geschäftsführer der Marketing St. Pölten GmbH, stolz und sich auch sicher, eine „richtige Sehenswürdigkeit und eine akustische Attraktion in die Landeshauptstadt“ geholt zu haben. „Diese 48 Glocken mit ihren 48 Tönen stehen“, so Stadler, „auch für die Vielfalt der Bürger:Innen St. Pöltens sowie für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Kraft der Stadt.“ Das Glockenspiel sei ein kulturelles Ausrufezeichen in und für St. Pölten.

 

Die meisterhafte Stadt 

Wo Meister/innen aufblühen, tun das auch Master – und umgekehrt. Gezielt entwickelt der Masterplan stp*25|50 das industrielle und gewerbliche Erbe der Stadt zur „Wohlfühlzone“ für Fachkräfte. (mehr dazu)