Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag beurteilte es später als Völkermord. Zehntausende Menschen flüchteten aus unterschiedlichen Teilen des zerfallenden Jugoslawiens nach Österreich und haben sich – auch in St. Pölten – ein neues Leben aufgebaut. Ihre Erfahrungen rund um Krieg, Flucht und Neuanfang zwischen dem Balkan und Österreich sind in der Öffentlichkeit wenig präsent.
Ausstellung „Novi Dom – Bosnische Flüchtlinge in St. Pölten 1992 - 2022“
Jasmina Džanić war acht Jahre alt, als sie 1992 mit ihrer Familie vor dem Krieg in Bosnien fliehen musste. Heute ist die St. Pöltnerin eine erfolgreiche Fotografin. 30 Jahre nach ihrer Ankunft blickt sie in dem sehr persönlichen Fotoprojekt „Novi Dom – Bosnische Flüchtlinge in St. Pölten 1992 - 2022“ zurück, das noch bis 9. Oktober 2022 im Stadtmuseum zu sehen ist. Die Ausstellung soll der Erinnerung dienen. Eine, die mit viel Ungewissheit, Angst, Krieg, Flucht und Ankunft im damaligen Flüchtlingslager in St. Pölten verknüpft ist.
Gedenktafel im Sonnenpark
Um „Unsichtbares sichtbar zu machen“ und im kulturellen Gedächtnis zu verankern, wurde nun im damaligen Flüchtlingslager am Spratzerner Kirchenweg 81-83 (heute Sonnenpark und das Gelände des Kulturvereins Lames) eine Gedenktafel mit folgendem Wortlaut gestaltet: „In Erinnerung an jene Menschen, die im Sommer 1992 aus dem Krieg in Bosnien flüchten mussten und hier ihre neue Heimat gefunden haben.“ Diese Gedenktafel dient als Gedächtnisort, um die Vergangenheit in die Gegenwart zu holen sowie die Perspektiven derer sichtbar zu machen, die es erlebt haben und es erzählen wollen. Und es ist eine Einladung an jene, deren eigene Geschichte es nicht ist, sich damit zu befassen.
Die Idee, eine Gedenktafel errichten zu lassen, hatte Novi Dom-Projektinitiatorin Jasmina Džanić. Die „Novi Dom“- Fotoausstellung und die Gedenktafel entstanden in Kooperation mit dem Büro für Diversität der Stadt St. Pölten und dem Stadtmuseum St. Pölten.