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Jüdischer Friedhof wurde übergeben

Nach umfassender Sanierung wurde der jüdische Friedhof in St. Pölten am 28. Juni im Beisein von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Vorsitzender des Kuratoriums des Nationalfonds und des Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich, und Bürgermeister Matthias Stadler an die Stadt St. Pölten übergeben.

Gruppenfoto beim jüdischen Friedhof
Bei der Eröffnung des jüdischen Freidhofs waren die wichtigsten Personen bis in den höchsten Ämtern der Republik anwesend. Generalsekretär der IKG Wien Benjamin Nägele, Vorständin des Nationalfonds Judith Pfeffer, Abgeordneter zum NÖ Landtag Florian Krumböck, Architekt Christoph Kucera, Präsident der IKG Wien Oskar Deutsch, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Landeshauptfrau von NÖ Johanna Mikl-Leitner, Bürgermeister von St. Pölten Matthias Stadler, Abgeordneten zum Nationalrat Robert Laimer, Landtagsabgeordnete Kathrin Schindele. Jüdischer Friedhof St. Pölten am 28. Juni 2024. (c) Parlamentsdirektion/Johannes Zinner

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sagte, es sei „ein bewegender Tag für die Stadt, für das Land und für jeden Einzelnen von uns“: „Denn die Geschichte Niederösterreichs ist untrennbar mit dem jüdischen Leben verbunden. In unserem Bundesland gab es 15 israelitische Kultusgemeinden.“ So viele habe es in keinem anderen Bundesland gegeben, betonte Mikl-Leitner die „bemerkenswerte Vielfalt, die heute leider nicht mehr existiert“ und von der nur noch die jüdischen Friedhöfe zeugen würden. „Friedhöfe sind Häuser der Ewigkeit“ und man wolle sie auch für die Ewigkeit erhalten, denn es sei unsere Verantwortung, die Erinnerung an das jüdische Leben wach zu halten.

„Wir müssen mehr tun“, betonte die Landeshauptfrau in Hinblick auf den beschämenden Anstieg an antisemitistischen Vorfällen in Österreich und Europa. Man müsse junge Menschen in den Schulen und jene Personen, die unsere Staatsbürgerschaft anstreben mit unserer Geschichte konfrontieren und sie zu Verbündeten im Kampf gegen den Antisemitismus machen. Mit dem zumindest einmaligen Besuch einer KZ-Gedenkstätte oder eines jüdischen Museums in Österreich könne man keine Wunder bewirken, „aber wir können zum Nachdenken anregen“, führte Mikl-Leitner aus, dass auch der jüdische Friedhof in St. Pölten dazu beitrage und „ein Ort des Erinnerns und Gedenkens“ sei. Hier spüre man die „schmerzvolle Geschichte“, aber genauso die „Schönheit der jüdischen Kultur“.

Ort des Gedenkens

Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, sagte in seinen Begrüßungsworten, dass man „mit großem gegenseitigem Respekt“ hier stehe. „Der jüdische Friedhof ist nicht nur ein Ort der Ruhe und des Gedenkens, er ist auch ein wichtiges kulturelles und historisches Erbe“, führte Deutsch aus, dass dieser die Vielfalt und Tiefe des jüdischen Lebens erzähle. Ein jüdisches Grab werde niemals aufgelöst, der jüdische Friedhof sei nun in Zusammenarbeit wieder instand gesetzt worden und werde damit wirklich für die Ewigkeit erhalten. Deutsch sprach von einem „Zeichen des Respekts und der Anerkennung“ und er betonte, dass der jüdische Friedhof „ein Ort der Bildung und des Lernens von Toleranz“ sei und das sei wichtig in einer Zeit, in der Antisemitismus und Intoleranz wieder am Vormarsch seien. Der Präsident sprach von einem „Schritt in eine gemeinsame und friedvolle Zukunft“.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka erinnerte an den ungeheuren Beitrag, den die Jüdinnen und Juden zu diesem Österreich geleistet hätten – in kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht. Sie seien bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert und in der Ersten Republik angefeindet worden und trotzdem geblieben. Man dürfe Israel kritisieren, aber nicht mit den Mitteln des Antisemitismus. Er erinnerte an das Sicherheitsversprechen, den Jüdinnen und Juden ein Land zu geben, in dem sie in Ruhe und Frieden nach der Shoah leben können. Er wünsche sich, dass viele Schulen hierher kämen und die Frage stellen, warum die Jüdinnen und Juden nicht mehr da seien. „Wir brauchen das Gespräch darüber“, führte der Vorsitzende des Kuratoriums des Nationalfonds und des Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich aus, dass man „das Gift des Antisemitismus“ nachhaltig bekämpfen müsse und warnte davor, dass die Demokratie in Gefahr sei, denn: „Antisemitistische Einstellung ist antidemokratische Einstellung.“

Bürgermeister Matthias Stadler sprach von einem Zeichensetzen, das ganz wichtig sei. Seitens der Stadt St. Pölten habe man lange die Geschichte nicht aufgearbeitet, wie es notwendig gewesen wäre. Die Synagoge als Gedenkort, der jüdische Friedhof und die Ausstellung zur NS-Zeit im Stadtmuseum seien wichtige Zeichensetzungen. Diese sollen „Mahnmal für die Gegenwart“ sein, dass man über Jahrzehnte nicht so wachsam gewesen sei. „Auftrag für Heute ist es, die Zeichen der Zeit zu erkennen, Zusammenzustehen und rechtsradikalen und antisemitistischen Strömungen entgegen zu treten“, führte der Bürgermeister aus, dass mit dem Instandsetzen des jüdischen Friedhofs St. Pölten die Schuld der Vergangenheit aufarbeite und er hoffe, dass es dieses Bekenntnis auch in Zukunft geben werde.

Neu renovierte Zeremonienhall am jüdischen Friedhof in St. Pölten am 28. Juni 2024.
Foto: Parlamentsdirektion/Johannes Zinner

Von den Nationalsozialisten geschändet

Der „neue“ jüdische Friedhof in St. Pölten wurde im Jahr 1906 neben dem Areal des Stadtfriedhofs in der Karlstettner Straße eröffnet. Insgesamt wurden hier 342 Personen beerdigt, 188 Grabsteine sind erhalten. Während des Nationalsozialismus erlitt der Friedhof schwere Schäden, viele Gräber und Grabsteine wurden zerstört. 1951 ließ die Stadt St. Pölten die noch vorhandenen Grabsteine wieder aufstellen, und 1954 erfolgte die Rückstellung an die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Wien als Rechtsnachfolger der IKG St. Pölten. Nachdem die IKG Wien und die Stadt St. Pölten eine Vereinbarung über die langfristige Instandhaltung des neuen jüdischen Friedhofs St. Pölten getroffen hatten, wurde dieser zwischen 2022 und 2024 instandgesetzt. Die Sanierung umfasste Baumeister-, Schlosser-, Steinmetz- und gärtnerische Arbeiten. Der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe finanzierte die Instandsetzung mit Bundesmittel in Höhe von insgesamt rund 880.000 Euro. Das Land Niederösterreich förderte die Instandsetzung des Friedhofs in Höhe von insgesamt rund 280.000 Euro.

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Wo Meister/innen aufblühen, tun das auch Master – und umgekehrt. Gezielt entwickelt der Masterplan stp*25|50 das industrielle und gewerbliche Erbe der Stadt zur „Wohlfühlzone“ für Fachkräfte. (mehr dazu)
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