Yesterday all my troubles seemed so far away – Gestern schienen alle meine Probleme noch so weit weg zu sein, so hat es damals Paul McCartney gesungen. Und ein Bisschen Nostalgie bei Erinnerungen an gute, aber vergangene Zeiten, kennen wir wohl alle. Es ist ein schönes, ein warmes, und auch behagliches Gefühl – und so ziemlich das gleiche Gefühl habe ich in meiner Magengrube, als ich an diesem noch eher frühen Abend das „Yesterday – die Bar“ am St. Pöltner Frauenplatz 1 betrete.
Man fühlt sich sofort sehr wohl, sehr willkommen, und ja, auch irgendwie geborgen, in diesem wunderschönen Lokal, in dem Altbau mit seinen geschichtsträchtigen Gewölbedecken, und den einladenden und bequemen Lounge-Sesseln.
Hinter dem sanft geschwungenen hölzernen Tresen, vor gefühlt tausenden Flaschen mit ganz erlesenen Tropfen, erwartet mich schon Oliver Kloiber, der Inhaber und Betreiber der Bar, die es in diesem Jahr im „Falstaff“ erneut geschafft hat, zur „Besten Bar von Niederösterreich“ gewählt zu werden. Wie aber ist es Oliver mit seinem Team schon wieder gelungen, eine so großartige, und auch international renommierte Auszeichnung zu erhalten?
10 Auszeichnungen im „Falstaff“
„Ich mache das im Barbereich jetzt seit 27 Jahren, und wir waren mit dem Yesterday seit 2014 ja schon zehn Mal im Falstaff“, beginnt Oliver, während er mir einen ganz wunderbar temperierten Portwein einschenkt, „und für mich ist es wichtig, eine Bar als Gesamtkonzept zu verstehen: Als einen Ort, in den man eintauchen kann, wo man, sobald die Tür hinter einem geschlossen wird, in einer anderen, einer sicheren Welt ist.“ Ein freundliches Prosten, ein erstes Nippen an meinem Portwein, er schmeckt großartig. „Und da gehört halt auch eine gewisse Etikette dazu, der Frau oder dem Mann die Tür auf zu halten, die Kleidung, die Höflichkeit der Kellner.“ Ich bin neugierig, hake nach, wie das denn mit den Cocktails sei. „Jeder Cocktail, jeder Longdrink, überhaupt alles, was ich meinen Gästen kredenze, muss das Beste sein, was ich in genau dem Moment geben kann. Die Gäste sind für mich wie eine Familie. Da will ich einfach den perfekten Drink mixen. Und zwar jedes Mal.“
Das Geheimnis: Leidenschaft!
Wir plaudern noch eine Weile darüber, dass St. Pölten eine Stadt sei, die sich in den letzten Jahren unglaublich zum Positiven entwickelt hätte, und dass Oliver die entspannten Strukturen, kurzen Wege, und ganz allgemein das Lebensgefühl hier so sehr schätzen lernen konnte. Und ich höre zu und staune, wie wahnsinnig viel Leidenschaft für alles, was dieser Mann mit großer Sorgfalt macht, in seinen Worten liegt. Und irgendwann ist schließlich mein Glas Portwein leer getrunken, und ich mache mich zufrieden, und deutlich später als geplant, auf den Heimweg, freue mich darüber, dass ich mir morgen werde denken können: Gestern war ein verdammt schöner Abend. Im „Yesterday“.
Euer Philipp Gravenbach