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Römische Grabsteinfragmente vom Karmeliterhof

Erstmals wurden im Stadtgebiet von St. Pölten im Zuge archäologischer Untersuchungen römische Grabsteine in situ entdeckt. Der sensationelle Fund ereignete sich am 5. März auf dem Gelände des Karmeliterhofes, als das Grabungsteam der Firma ARDIG bei der Befundung einer spätantiken Grabenverfüllung auf die zwei mächtigen, knapp 0,5 t schweren Grabsteinfragmente stieß.

Mitarbeiterin der Firma ARDIG bei der Freilegung der Grabsteinfragmente. (Foto: Mag. Joachim Thaler BA)

Die zwei Steine gehörten nach derzeitigem Kenntnisstand zu zwei verschiedenen Grabmonumenten. Besonders prächtig sind die Reliefs auf dem Grabstein des VINDILLIVS. Über dem Textfeld, welches von zwei spiralförmig kannelierten Säulen gerahmt wird, sind zwei Vögel dargestellt, die eine Girlande tragen. Das zweite Bruchstück bildete den unteren Teil eines weiteren Grabdenkmals, wobei auch in diesem Fall die dreizeilige Inschrift von Säulen gerahmt wird.

Die Inschriften werden derzeit von Mag. Dr. Beutler (Universität Wien) gesichtet und epigraphischen Studien unterzogen. Erste Ergebnisse zeigen, dass die genannten Personen der provinzialrömischen Bevölkerung angehörten und nicht im Besitz des römischen Bürgerrechts waren. Allerdings verfügten sie über ausreichend finanzielle Mittel, sich qualitativ hochwertige Grabsteine leisten zu können.

Die Stücke lagen in der Verfüllung eines 5-6 m breiten und 1,8 m tiefen Grabens, der in Nord-Süd-Richtung auf einer Länge von etwa 63 m festgestellt werden konnte. Der im Zuge der Untersuchungen erstmals nachgewiesene Graben diente nach derzeitigem Kenntnisstand als Verteidigungsgraben für das Municipium Aelium Cetium. Er wurde vermutlich im 4. Jh. n. Chr. angelegt, als im Zentrum der Stadt mehrere neue Bauten entstanden und die Stadt einen Aufschwung erlebte. Der Graben verlor im Laufe des 5. Jahrhunderts seine Funktion und wurde verfüllt, wobei auch die Grabsteinfragmente in die Verfüllung gelangten. Ihr ursprünglicher Aufstellungsort gibt Anlass für Spekulationen, da die bekannten römischen Gräberfelder in einer Entfernung von gut 200 m zum Fundort lagen und ein Transport der Stücke aufgrund des Gewichtes einen recht hohen Aufwand bedeutet hätte.

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