Die Grundidee: Die Zugangsschwellen zur medizinischen Basisversorgung sollen abgebaut werden, um einer breiten Gruppe an Menschen – unabhängig von deren Lebenssituation – einen einfachen Zugang zu medizinischer Basisversorgung zu ermöglichen. Angeschafft wurde der Bus mit Hilfe einer Startfinanzierung des Lions Clubs und wird in weiterer Folge spendenbasiert finanziert. Alle Ärztinnen und Ärzte wie auch Fahrerinnen und Fahrer stellen ihr Wissen und ihre Zeit vollkommen unentgeltlich als Ehrenamtliche zur Verfügung.
„St. Pölten setzt als ‚fit & healthy city‘ auf umfangreiche Gesundheitsvorsorge, weshalb dies auch als Grundpfeiler in unserem Masterplan stp*25I50 festgehalten ist. Im Falle eines Falles braucht es aber raschen und einfachen Zugang zu bester medizinischer Basisversorgung, wie er in St. Pölten auch umfassend angeboten wird. Leider ist dieser aber aus formalen Gründen nicht für alle Menschen in Österreich Realität. Fehlende Krankenversicherungen, die Notwendigkeit von Terminvereinbarungen, lange Wartezeiten, Schamgefühle, Sprachbarrieren – diese und viele andere Hürden erschweren Menschen in verschiedensten Lebenssituationen den Weg zur notwendigen Basisversorgung. Mit dem Medizinbus Pflastara wird genau diesen sozial benachteiligten Personen niederschwellig und ungebunden geholfen. Ich möchte mich dafür im Namen der Stadt ganz herzlich bei der Emmausgemeinschaft, dem Lions Club St. Pölten und den engagierten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern bedanken“, so Bürgermeister Matthias Stadler.
Niederschwellig und ungebunden
Im Gegensatz zu Behandlungen in niedergelassenen Praxen sollen diese im Fall des Pflastaras bestmöglich an einem Termin abgeschlossen werden. Zwar kann im Idealfall eine Weiterbehandlung an Folgeterminen wahrgenommen werden, jedoch kann aufgrund von oft unsteten Lebensmodellen nicht davon ausgegangen werden, das Hilfesuchende auch verlässlich wiederkommen. Intensive Beziehungsarbeit im Rahmen der Termine kann die Frequenz der wiederkehrenden Nutzung deutlich steigern. Da weder eine E-Card noch eine aufrechte Versicherung vorhanden sein müssen oder Angaben zu Person, Wohnsitz oder Einkommen erforderlich sind, könnte auch keine Kontrolle etwaiger Kriterien stattfinden.
Das Projekt richtet sich jedoch in seiner Ursprungsidee an Personen:
- die aus versicherungsrechtlichen Gründen keine Ordinationen oder Ambulanzen aufsuchen können
- die ein niederschwelliges Angebot eher annehmen
- die aufgrund von unsteten Lebensweisen standortungebundene Angebote leichter in Anspruch nehmen
Um auch die Identifikation der Zielgruppe mit dem Projekt zu steigern und um einen Namen zu finden, der von der Obdach- bzw. Wohnungslosenszene von St. Pölten angenommen wird, wurde zur Namensfindung eine Umfrage unter Klientinnen und Klienten von Emmaus gestartet. Die Entscheidung fiel ganz eindeutig auf den Namen Pflastara.
Bedarfsangepasst unterwegs
Der Pflastara wird im ersten Jahr seines Bestehens zu fixen Zeiten jeden Freitag von 15 bis 18 Uhr an je einem Standort im Stadtgebiet von St. Pölten stehen. Begonnen wird mit einrichtungsnahen Standplätzen. Zum einen dienen die Einrichtungen zur Orientierung. Zum anderen können für manche Behandlungen dort vorhandene WC Anlagen genutzt werden. Gestartet wird mit Emmaus-Standorten (Frauenwohnheim, Wohnheim Herzogenburger Straße, Tageszentrum und Wohnheim Kalvarienberg), die abwechselnd am Freitagnachmittag angefahren werden. Um den Bedarf optimal anzupassen wird laufend evaluiert, um das Netzwerk an Standorten auszubauen.
Einrichtungsträger können sich jederzeit als Standort unter pflastara@emmaus.at bewerben. Voraussetzung für die Standorte ist der Zugang zu einer Warmwasserleitung, einem WC sowie einer Sitzmöglichkeit.
Der Leistungskatalog des Pflastaras
Die Leistungen des Pflastaras gehen von medizinischer Basisversorgung, Informationen zu Erkrankungen, Behandlungen und Anlaufstellen, über Vermittlung an weiterführende (medizinische) Hilfsangebote, Psychosoziale Betreuung und Krisenintervention, Regionale Gesundheitsprävention bis hin zur Ausgabe von Medikation, Material zur Wundversorgung, Hygieneartikeln, Jausenpaketen und Heißgetränken sowie witterungsadäquater Kleidung bzw. von Schlafsäcken.