Vor 30 Jahren brach der Bosnien-Krieg aus und machte Bosnien-Herzegowina zu einem weiteren Kriegsschauplatz auf dem Balkan. Er verlief mit der knapp vierjährigen Belagerung Sarajevos und dem Massaker von Srebrenica besonders brutal. Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag beurteilte den Krieg später als Völkermord. Heute gilt er als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit 1945. Zehntausende Menschen flüchteten aus unterschiedlichen Teilen des zerfallenden Jugoslawiens nach Österreich und haben sich – auch in St. Pölten – ein neues Leben aufgebaut. Ihre Erfahrungen rund um Krieg, Flucht und Neuanfang zwischen dem Balkan und Österreich sind in der Öffentlichkeit wenig präsent.
St. Pöltner Fotografin zeigt persönliche Erinnerungen
„Novi Dom – Bosnische Flüchtlinge in St. Pölten 1992 - 2022“ ist ein persönliches Projekt, welches allen bosnischen Flüchtlingen gewidmet ist, die aus ihrer Heimat fliehen mussten und in St. Pölten ein neues Leben begonnen haben. Jasmina Dzanic war acht Jahre alt, als sie 1992 mit ihrer Familie vor dem Krieg geflohen ist. Heute ist die St. Pöltnerin eine erfolgreiche Fotografin. 30 Jahre nach ihrer Ankunft blickt sie in dem sehr persönlichen Fotoprojekt zurück: Anhand von künstlerisch bearbeiteten Fotos, Texten, persönlichen Erinnerungsstücken und einem Fotobuch dokumentiert sie ihre Flucht und ihr Ankommen in St. Pölten. Die Ausstellung soll der Erinnerung dienen. Eine, die mit viel Ungewissheit, Angst, Krieg, Flucht und Ankunft im damaligen Flüchtlingslager am Spratzerner Kirchenweg 81-83 in St. Pölten verknüpft ist.
Ausstellung läuft bis 9. Oktober
Die Eröffnung fand am 1. Juli im Stadtmuseum St. Pölten statt, nun ist die Ausstellung bis 9. Oktober mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr im Stadtmuseum St. Pölten zu sehen. Ab Herbst wird die Fotoausstellung auch für Schulklassen (Altersstufe 11 bis 17 Jahre), die einen Teil der Geschichte ganz nah erleben wollen, zugänglich sein.