Das ist erfreulich: In der St. Pöltner Innenstadt sind weniger Geschäftsflächen leer als in den meisten anderen Primär- und Sekundärstädten. Bei einem österreichweiten Ranking liegt die Leerstandsquote von Niederösterreichs Hauptstadt mit 2,7 Prozent auf dem vierten Platz hinter Mödling (0,6 Prozent), Feldkirch (2 Prozent) und der Wiener Favoritenstraße (2,4 Prozent). Durchschnittlich sind in Österreichs Städten 4,9 Prozent der Shopflächen nicht bespielt. Der Niederösterreichvergleich: Krems und Amstetten haben 5,4 Prozent Leerstand, Wiener Neustadt 10,1 Prozent.
Hotspot in NÖ
Die Innenstadt in St. Pölten habe sehr gute Grundeigenschaften und bleibe der gesellschaftliche Hotspot in Niederösterreich, betont Marketing St. Pölten Geschäftsführer Matthias Weiländer. Die Gründe, um hierher zu kommen, seien vielseitig. „Bei Festen und Aktivitäten passt das in der Regel sehr gut und auch im Alltag gibt es sehr stark besuchte Zeiten und bald auch wieder volle Schanigärten.“
Weniger Gastro, mehr Textilien
Apropos Schanigärten: Der Branchenmix in der Innenstadt ist ähnlich dem in anderen untersuchten Städten. Allerdings sind bei uns die Gastronomiebetriebe leicht unterdurchschnittlich vertreten. Bekleidungsgeschäfte und Textilien sind dominanter angesiedelt als anderswo. 256 Shops verteilen sich auf 41.200 Quadratmetern im Zentrum, 148 davon liegen in der 26.100 Quadratmeter großen A-Lage.
Flächenverlust und Multifunktionalität
Mit diesen Zahlen kann St. Pölten die 28 Prozent Verlust an Handelsfläche durch die Leiner-Schließung kompensieren. Es werden auch künftig Flächen für den Handel verlorengehen, analysiert die Agentur Standort + Markt und sieht schwierige Zeiten auf die Innenstädte zukommen. Hotels, Büros oder Wohnungen könnten Shopflächen ersetzen. „City-Resilienz wird zukünftig durch City-Multifunktionalität definiert“, so Hannes Lindner von Standort + Markt.
Die Stadt funktioniert
„Fluktuation, Vielseitigkeit und wechselnde Konzepte sind das Markenzeichen einer funktionierenden Stadt“, ist auch Lukas Stefan vom Wirtschaftsservice Ecopoint überzeugt. Er ist zuständig für das Leerstandsflächenmanagement der Stadt St. Pölten, und weiß: "Trotz Veränderung des Handels konnte St. Pölten aufgrund des Stadtwachstums und einer guten Auslastung der Immobilien das Niveau halten." Das kostenlose Vermittlungsservice und die Nachfolgersuche von Ecopoint und Marketing werde von Hauseigentümern und auch Immobilienmaklern gerne angenommen.
NÖ-Nummer 1 bei der Frequenz
Untersucht wurde auch die Besucherfrequenz: In der St. Pöltner Innenstadt waren in einer Woche im September 2023 662.865 Menschen unterwegs, das sind um 9,3 Prozent mehr als bei der Messung ein Jahr davor. An der belebtesten Stelle in der Kremser waren es in sechs Tagen über 90.000. Zugelegt haben auch die Rathausgasse sowie die Linzer Straße und die Wiener Straße. Weniger los war auf dem Herrenplatz. „Wir bleiben mit Abstand Nummer eins in NÖ“, freut sich Marketing-St. Pölten-Geschäftsführer Matthias Weiländer über das Ergebnis der Frequenzzählung.
Initiativen zeigen Wirkung
Bürgermeister Matthias Stadler freut sich über die steigenden Besucherzahlen, die positive Bewertung und den erneuten Spitzenplatz der City im Städteranking. Und er ist zufrieden, dass die Initiativen zur Belebung und Verschönerung der Stadt Früchte tragen: „Mit dem Promenadenring wird dann schon bald ein zusätzliches Highlight für noch mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt sorgen.“
Geschäftsflächen werden wieder belebt
Neu belebt werden bzw. wurden kürzlich auch leerstehende Flächen: Im ehemaligen Grünschnabel hat sich ein Kenny´s Store angesiedelt, wo gesunde Bowls angeboten werden. Demnächst eröffnet in der Schreinergasse "Paul´s Brotmacherei", wo man sich unter anderem mit Kursen Wissen in der Kunst des Brotbackens aneignen kann, am Domplatz wird künftig mit „Das Römer“ das Gastroangebot erweitert und im NV-Center hat sich der Verein WMFitness angesiedelt, der Coachings im Bereich Fittness und Ernährung sowie Stoffwechsel-Diagnostik mit Körperanalyse anbietet. Außerdem laufen bereits konkrete Gespräche mit Interessenten, die sich in der ehemaligen Libro-Filiale vis a vis vom Bahnhof ansiedeln wollen. Auch für die ehemalige Triumpf-, S. Oliver- und Wohnkultur-Filiale wird an Nachfolgeprojekten gearbeitet. Das ehemalige Fachl und das „Postamt“ inkl. großzügigen Büroflächen am Herrenplatz und auch das Geschäftslokal in der Wienerstraße, wo der Südtiroler angesiedelt war, sind vermietet.