Fünf Monate nach der Entscheidung der EU-Jury für Bad Ischl – Salzkammergut als Kulturhauptstadt Europas 2024 und damit gegen St. Pölten, befindet sich das Büro St. Pölten 2024 bereits mitten in der Vorbereitung des großen, gemeinsamen Kunst- und Kulturschwerpunkts von Stadt und Land im Jahr 2024 in und auf St. Pölten.
Der Kunst- und Kulturbereich und damit zehntausende KünstlerInnen und KulturarbeiterInnen sind massiv von der Corona-Epidemie betroffen. Die Theater, die Konzerthäuser, Museen, Clubs und viele andere wichtige Kulturorte sind noch zu, doch Kunst und Kultur sind gerade in der Krise essenziell für die Gesellschaft – als Inspirationsquelle, als kritische Auseinandersetzung, als Genuss oder als soziales bzw. gesellschaftliches Erlebnis.
Während das öffentliche Leben fast still stand, haben die Stadt St. Pölten und das Land Niederösterreich ihre Pläne durch das Büro St. Pölten 2024 für den gemeinsamen Kunst- und Kulturschwerpunkt konkretisiert und damit ein deutliches und kraftvolles Signal für den hohen Stellenwert von Kunst und Kultur in den nächsten Jahren gesetzt.
Gegenwärtige Krise zum Thema
„Wir haben für die Bewerbung St. Pöltens als Kulturhauptstadt Europas Strategien und ein Programm erarbeitet, wie Kunst und Kultur die Stadt in ihrer bereits positiven Entwicklung, den inneren sozialen Zusammenhalt als auch ihre Strahlkraft nach außen stärken. Die gegenwärtige Krise bewirkt daher nicht nur eine Veränderung der Umstände, sondern sie wird mit zum Thema, das wir gemeinsam mit den Kulturinstitutionen, -Vereinen, KünstlerInnen, Schulen und Hochschulen, bis zur Wirtschaft behandeln wollen“, erklärt der Geschäftsführer der NÖ Kulturlandeshauptstadt St. Pölten GmbH Albrecht Grossberger.
„Wie können wir durch Kunst und Kultur gerade in Krisenzeiten Fragen stellen, Alternativen aufzeigen, Kooperationen entwickeln und Experimente wagen um als Gesellschaft resilienter werden? Und wie können wir durch Kunst und Kultur St. Pölten als innovative lebenswerte Mittelstadt der Zukunft positionieren? Die Beantwortung dieser Fragen wird eine der Grundlagen für die Entscheidung der noch vor Sommer startenden Ausschreibung der künstlerischen Leitung und damit für das Programm von St. Pölten 2024“, ergänzt Projektleiter Jakob Redl.
Vorprojekte mit lokaler Szene starten
Erprobt wird dies bereits jetzt durch Vorprojekte, wie etwa die schrittweise Weiterentwicklung des Formats „Stadt/Land/Fluss“ das aufgrund der gegebenen Umstände nun für den Juni 2021 geplant wird. Hier wird bereits jetzt für das nächstes Jahr wieder eine enge Kooperation der lokalen Szene mit den Kulturinstitutionen von Stadt und Land im Regierungsviertel und erstmals auf dem Domplatz vorbereitet. Dabei kommt es auch zur Präsentation eines spannenden künstlerischen Projekts der Vereine LAMES und Sonnenpark mit dem ehemaligen Intendanten der Wiener Festwochen bzw. des donaufestivals, Tomas Zierhofer-Kin. Gestartet wird mit einem virtuellen Labor für Zukunftsfragen aus dem in einer Kooperation von lokalen und internationalen KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen Herausforderungen der Krisen unserer Zeit diskutiert, analysiert und künstlerisch bearbeitet werden.
Kinder in den Mittelpunkt
Darüber hinaus wird der Aufbau eines (im Moment) virtuellen Kompetenzzentrums für Kinderkunst- und Kulturvermittlung sowie die Umsetzung eines Vorprojektes zum KinderKunstLabor (Arbeitstitel) vorangetrieben. Kinder leiden in Krisenzeiten wie diesen besonders. Sie werden aus ihrem gewohnten Alltag gerissen und ihre Sozialkontakte werden drastisch reduziert. Kunst und Kultur bieten hier reichhaltige Möglichkeiten, Kinder mit Kompetenzen und Werkzeugen für den Umgang mit den Herausforderungen unserer Zeit zu rüsten. Das KinderKunstLabor wird 2024 einen Ort dafür schaffen und die Begegnung von Kindern von bis 12 Jahren mit Kunst und KünstlerInnen ermöglichen. „Wir arbeiten im Moment an dem Konzept für unser Test-Format, das hoffentlich bereits im Herbst 2020 den Kindern und Familien eine praktische Erfahrung mit unserem Ansatz erlaubt. Weiterhin inhaltlich einbezogen werden jene Schul- und Kindergartengruppen, die als „Kinderbeiräte" seit 2019 in die Vorbereitungen involviert sind“, kündigt die Projektleiterin Carolin Riedelsberger an.
Die bereits während der Bewerbung geknüpften Kontakte zu nationalen und internationalen Kinderkulturinstitutionen werden nun weiter intensiviert. Ziele der neuen Plattform sind Austausch, inhaltliche Kooperationen, das Vor-den-Vorhang-Holen von anspruchsvollen Praxisbeispielen, sowie die Erarbeitung gemeinsamer Qualitätssicherungsmaßnahmen.