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Bach meets Luther

Unter diesem etwas krausen Titel erschallten umso klarer drei Bach-Kantaten durch die capella incognita und das Ensemble Sonocto unter der musikalischen Leitung von Marcus Hufnagl - des Barockfestivals zweiter Abend.
Foto: Fotos: Peter Kaiser
Die capella incognita und das Ensemble Sonocto in Aktion - Foto: Fotos: Peter Kaiser

Versteht man aber Johann Sebastian Bach als tiefgläubigen Protestanten (und anders ist er nicht zu verstehen), dessen überragende kompositorische Kunstfertigkeit dennoch stets der Botschaft der Liedtexte und letztlich des Glaubens untergeordnet war, so tritt er uns in der hiesigen evangelischen Kirche leibhaftiger gegenüber.
Wie Marcus Hufnagl in den einleitenden Sätzen eindringlich ausführte, ist es im Protestantismus schließlich das Wort mit seinem Trägermedium, der Musik, welches den bildhaft-sinnlichen Pomp der katholischen Konkurrenz ganz alleine zu ersetzen hat. Aber um dieses Wort ganz verstehen, sich von der zutiefst humanen Himmelsmusik (ein Widerspruch für jene, die Bach nicht kennen) gleichzeitig versenken und erheben lassen zu können, ist höchste, unzersplitterte Aufmerksamkeit und Gegenwärtigkeit erforderlich.
So ist das Eine, Katholische, immer auch Spektakel, welches zu entzücken und begeistern vermag. Trost aber, selbst dem Glaubensfernen, schenkt der intime Rahmen, die unmittelbare, schnörkellose Stimme Bachs, der es - pathetisch gesagt - musikalisch übernimmt, auch unser Kreuz in schwerer Stunde leichter zu machen. Diesen Bemühungen des größten Meisters religiöser (spiritueller) Musik im neuzeitlichen Europa, werden die instrumentalen und gesanglichen Leistungen der capella incognita und des Ensembles Sonocto völlig gerecht: Leidenschaft bis zur Sinnlichkeit und innigste Hingabe, unter der so kompetenten wie mitreißenden Anleitung von Marcus Hufnagl. Oder aus der Sicht des Zuhörers: Jauchzet! Frohlocket!

Völlig unzulässig wäre es, die zu Pfingsten in der Stiftskirche Melk gehörten Kantaten von Johann Sebastian Bach mit dem Concentus Musicus und dem Tölzer Knabenchor denen des 11. Juni in der evangelischen Kirche zu St. Pölten gegenüber zu stellen. Das gold- und mamorüberzogene katholische und so sinnenfreudige Ambiente mit dem frisch und kühl, erfreulich modern renovierten Kirchlein vor Ort zu vergleichen, jene schiere himmlische Wucht des Knabenchors (mit ihren akustisch-unchristlichen Nachhallzeiten) mit diesen acht diesseitigen Engelszungen, in ihrer intimen Innigkeit, das sind andere Welten.

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