Zur Navigation Zum Inhalt

Neue Steine der Erinnerung für Opfer der Schoah

Kürzlich wurden an zehn ehemaligen Wohnadressen elf Steine der Erinnerung für 17 Opfer des Holocaust gesetzt.

Stein der Erinnerung für Wilhelm und Else Back. (Foto: Bernadette Dewald)
Stein der Erinnerung für Wilhelm und Else Back. (Foto: Bernadette Dewald)

„Kümmert euch um die Gegenwart und vergesst nicht die Geschichte.“ Diesen Auftrag der 1932 geborenen jüdischen Zeitzeugin Angelica Bäumer erfüllt das Institut für jüdische Geschichte Österreichs in Kooperation mit der Stadt St. Pölten, indem es seit 2018 für die Shoah-Opfer der Stadt sogenannte Steine der Erinnerung legt. Diesmal waren es elf Steine für 17 Menschen an den zehn Adressen der letzten freiwilligen Wohnsitze. Damit erinnern insgesamt 64 kleine Mahnmale für 121 Personen an die jüdische Gemeinde St. Pölten und deren Vernichtung in der NS-Zeit.

Gäste aus Israel

Zwölf Mitglieder der Familie Linial, vom 80-jährigen Natan bis zum einjährigen Ya’ir, reisten aus Israel an, um am 28. September für Natans Großmutter Clara Körner und fünf weitere ermordete Angehörige in der Herrengasse 1 und 3 einen Stein zu setzen. Etwa 35 Begleiter:innen, darunter Gemeinderätin Birgit Becker und der Direktor des Stadtmuseums Thomas Pulle, gingen mit ihnen von einem Stein zum anderen, erfuhren Lebensgeschichten und Schicksale, zündeten ein Grablicht und legten weiße Rosen auf den Stein.

Steine als wichtige Erinnerung

Von den meisten auf den Steinen genannten Männern, Frauen und Kindern sind keine Angehörigen bekannt. Stellvertretend traten diejenigen Menschen ein, die einen Stein gespendet und einen Text für die Begleitbroschüre geschrieben hatten. Einige sprachen bei der Zeremonie persönliche Worte. Bettina Kerl, Schauspielerin am Landestheater Niederösterreich, brachte zum Ausdruck, wie bestürzend es für sie ist, dass aus dem langen, arbeitsamen und fürsorglichen Leben so vieler Menschen keine persönliche Spur zurückblieb – kein Foto, kein Brief, keine Information, wie ihr Alltag und Familienleben verlaufen war. Dass zu ihren Lebzeiten hochgeschätzte Ärzte wie Dr. Viktor Neurath (Kremser Gasse 26) oder der für das Bauwesen mehrerer niederösterreichischer Städte verantwortliche Bezirksbauleiter Wilhelm Back (Maria Theresia-Straße 13) aus dem Gedächtnis ihrer Stadt vollkommen verbannt worden waren, wollen die kleinen Steine der Erinnerung nun ändern.

Weitere Informationen: www.juden-in-st-poelten.at

Die gemeinsame Stadt

Die Qualität einer gemeinsamen, weil inklusiven Stadt ist ein Kernziel des Masterplans stp*25|50. (mehr dazu)
Presse-Download