Um zukünftig die Sicherheit der Figuren der Kalvarienberggruppe gemäß heutigen Standards entsprechend zu gewähren, wurden größere Fundamentierungen für die Neuaufstellung durchgeführt. „Es war und ist mir ein großes Anliegen, dieses historisch wichtige Denkmal vor dem Verfall zu bewahren. Durch die aufwendige Restaurierung können wir jetzt sicherstellen, dass die Kreuzigungsfiguren am Kalvarienberg für die nächsten Generationen erhalten bleiben“, so Bürgermeister Matthias Stadler.
Da im Vorjahr überraschenderweise knapp außerhalb der Umzäunung der Gruppe eine bronzezeitliche Bestattung freigelegt wurde, wurden vom 25. Mai bis 8. Juni 2020 durch die Stadtarchäologie St. Pölten archäologische Untersuchungen innerhalb der Betoneinfassung durchgeführt. Zu aller Überraschung, waren noch große Teile der ursprünglichen Sockelzone und die davorliegende Pflasterung der von Baumeister Franz Mungenast und dem Bildhauer Peter Widerin um die Mitte des 18. Jahrhunderts errichteten Anlage erhalten. Die Sockelzone war aus verschiedenem Steinmaterial gestaltet und symbolisiert den Berg als Ort der Kreuzigung. Das Pflaster hingegen besteht aus großen flachen Kiesel- bzw. Schottersteinen, die hochkant verlegt wurden. Aufgrund der vorgefundenen Situation wurde an einer Lösung gearbeitet, die die Sicherheit der Figuren gewährt, ohne die vorgefundene Sockelzone der Denkmalanlage zu zerstören.
Die Kalvarienberg-Kreuzigungsgruppe im Jahr 2006 noch vor der Restaurierung.
Zur Geschichte des Kalvarienbergs
Recherchen im Archiv des Stadtmuseums St. Pölten haben folgende Informationen ergeben:
Die Errichtung des Kalvarienberges wurde testamentarisch von der St. Pöltner Bürgerin Katharina Trinkl 1739 bestimmt. Es waren 800 Gulden dafür vorgesehen, die im Chorherrenstift hinterlegt wurden. Schon 1740 verstarb Katharina Trinkl, doch das Chorherrenstift kam seiner Verpflichtung lange nicht nach. Auf Intervention eines aufmerksamen Stadtrates bei der Regierung verfügte Maria Theresia (19. April 1746), dass Stift und Stadt den Kalvarienberg zu errichten haben. Daraufhin wurden gleich im Mai Verträge mit dem Bildhauer Peter Widerin (5. Mai 1746) und dem Baumeister Franz Munggenast (15. Mai 1746) zur Errichtung geschlossen. Widerin verpflichtete sich zur Herstellung von fünf Skulpturen aus Eggenburger Sandstein (in Öl getränkt) und Munggenast für die Ingenieursarbeiten für Fundament, Stiegen und Aufrichtung der Skulpturen.
Im NÖ Landesarchiv ist ein Kostenüberschlag dazu als Vertragsbasis archiviert. Weiters finden sich im Archiv des Stadtmuseums St. Pölten zwei Fotografien der Entwurfszeichnungen zum ursprünglichen Gestaltungskonzept, die als Grundlage der Vertragsbasis dienten. Diese entstammen vermutlich jeweils dem Bildhauer und Baumeister, welche letztlich für die Ausführung der Arbeiten beauftragt wurden.
Der ursprüngliche Entwurf des Baumeisters Franz Munggenast zeigt einen geschwungenen, zweiläufig angelegten Treppenlauf, der um eine ebenerdige Brunnennische herum zudem Barockensemble hinaufführt.