Die Traisen war für die wirtschaftliche Entwicklung des Traisentals ein Segen und Fluch zugleich: Bereits ab dem Spätmittelalter wurde ihre Wasserkraft durch zahlreiche Wasserräder genutzt. Gelegentlich zogen Hochwässer eine Spur der Verwüstung und zerstörten das mühsam Aufgebaute. Heute bietet die Traisen einen wichtigen Lebensraum für Mensch und Tier.
Schutz vor Hochwasser als tragende Rolle
Für die immer intensiver werdende Nutzung des Talraums ab dem 19. Jahrhundert spielte der Wasserbau eine tragende Rolle. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Unterlauf zwischen Wilhelmsburg und der Mündung durchgängig reguliert. Ziel war es, den Fluss auf einer Strecke von 37 Kilometern in ein enges Korsett zu drängen, um die angrenzenden Ortschaften vor Hochwasser zu schützen und den Auen wertvolles Kulturland abzuringen. Die Flussdynamik war beachtlich.
Gemeinden bildeten eine Synergie
Mit der Umsetzung großräumiger Regulierungsmaßnahmen war es notwendig, bei der Pflege der verschiedenen Bauwerke gemeindeübergreifend zusammenzuarbeiten. In den Landesgesetzen zur Förderung der Traisenregulierung Anfang des 20. Jahrhunderts war festgelegt, dass die Gemeinden für die Erhaltung der Bauwerke zuständig waren. Da die Koordination der Aufgaben unter den Gemeinden zu Komplikationen führte, wurde bei größeren Vorhaben deshalb die Bezirksstraßenausschüsse für die Zuständigkeiten beauftragt.
Doch Zersplitterung der Aufgaben war in diesem Fall unbefriedigend. Seitens des Landesausschusses wurde die Forderung nach einem eigenen Wasserverband für die untere Traisen immer lauter, zumal es um die Erhaltung der gerade erst fertiggestellten, äußerst kostspieligen Regulierungsbauwerke gegangen ist. Zu diesem Zweck haben sich die betroffenen Gemeinden des unteren Traisentals im Jahr 1920 zu einem Wasserverband zusammengeschlossen.
Von Gewässerökologie bis zu Gerinnestrecken
Neben dem Bundesfluss Traisen werden weitere 17 Fließgewässer im Zusammenwirken mit dem Land Niederösterreich betreut. Die zu pflegenden Gerinnestrecken weisen derzeit eine Länge von insgesamt 122 Kilometern auf. Ausgenommen sind lediglich die Gölsen und einige Gebirgsbäche im Betreuungsbereich der Wildbach- und Lawinenverbauung.
Viele Jahrzehnte lag der Schwerpunkt des Wasserverbandes in der Erhaltung der Regulierungsbauwerke, so kam in jüngerer Zeit ein weiteres Anliegen hinzu: die Gewässerökologie. Ziel ist es, sowohl den Lebensraum aufzuwerten als auch den notwendigen Hochwasserschutz für die angrenzenden Siedlungen sicherzustellen. Große Renaturierungs-Projekte erfolgten unter anderem in St. Pölten und Wilhelmsburg. Zu den herausragenden Revitalisierungen zählt das zwischen 2008 und 2016 umgesetzte LIFE-Projekt im Bereich der Traisen-Mündung. In diesem Rahmen wurde die hart regulierte Flusslandschaft im Mündungsbereich naturnah gestaltet und für Fische passierbar gemacht. Derzeit läuft an der unteren Traisen im Bereich von Pottenbrunn ein Versuch, die Restwasserstrecke der Traisen nach gewässerökologischen Kriterien zu optimieren. Die Erkenntnisse werden auf den gesamten Unterlauf umgesetzt.
Bei der Rampe in Ochsenburg wurde eine für Fische passierbare Rinne geschaffen. Foto: Manfred Pock
Das gesamte Aufgabengebiet und die Struktur des Verbandes finden sich in den Statuten wieder. Demnach setzt sich die Verbandsorganisation aus dem Obmann samt Stellvertreter, dem Vorstand, der Mitgliederversammlung, der Rechnungsprüfer und der Schlichtungsstelle zusammen. Derzeit werden neben dem Sekretär und dem Stellvertreter acht weitere MitarbeiterInnen im Innen- und Außendienst beschäftigt. Der Sitz des Verbandes befindet sich seit 1990 in der Rietenschlaggasse 2 in 3104 Stattersdorf und das Betriebsareal bietet Platz für das Bürogebäude, dem Lagerplatz und dem Bauhof mit integrierter Einstellhalle für den Fuhrpark. Zum leistungsfähigen Fuhrpark zählen spezielle Traktoren für die Mäharbeit, ein professioneller Rotorhäcksler, ein LKW mit Kranaufsatz, ein Bagger sowie drei Pritschenfahrzeuge.
Die bewegte Geschichte des Flusses und des Wasserverbandes sind im Buch „Die Traisen: Rückblick-Ausblick“ und in der Broschüre „100 Jahre Traisen-Wasserverband“ nachzulesen.
Am 12. November 2020 hätte es eine Jubiläumsfeier geben sollen. Diese findet Corona-bedingt nicht statt und soll im nächsten Jahr nachgeholt werden.
Weitere Infos finden Sie hier:
Wiesbauer 2019: „Die Traisen: Rückblick – Ausblick“, Verlag Bibliothek der Provinz.
Hier kann die Broschüre "100 Jahre Traisen-Wasserverband" heruntergeladen werden:
Broschüre „100 Jahre Traisen-Wasserverband“ – Bestellung: traisen-wv@aon.at