Menschen formen Orte; durch ihre Schaffenskraft, ihr Engagement, ihre Dienstleistung, ihre Ideen, auch durch ihren Besitz: Die Immobilien von Hausbesitzern sind physische Substanz der Stadt. Die Angebote von Unternehmern schaffen Lebensqualität und Arbeitsplätze. Beider Engagement wirkt sich auf die Struktur und die Qualität des Zusammenlebens in der Kommune aus.
Im Porträt: Christian Gebath.
Christian Gebath, Sie sind Ur-St. Pöltner, besitzen ein Haus im Herzen der Stadt, in der Kremser Gasse, und Sie haben dort bis 2008 ein bekanntes Sportgeschäft betrieben.
Ja, gemeinsam mit meinem Bruder Heinrich. Wir hatten das Ziel, für jede Sportart einen besonders guten Mitarbeiter zu beschäftigen. Ich bin stolz darauf, dass wir lauter exzellente Mitarbeiter hatten. Da waren einige bekannte dabei, zum Beispiel Wolfgang Mayerhofer — er ist dann Chef von Atomic geworden. Er hat bei uns gelernt und war außerdem staatlicher Schilehrer — im Winter hat er im Geschäft gefehlt, im Sommer hat er das dann wettgemacht. Aber ich wollte ihm das alles ermöglichen, wie auch anderen Mitarbeitern die Abendmatura.
Wer hat denn das Unternehmen gegründet? Wie hat alles angefangen mit "Sport Gebath"?
Mein Großvater hat begonnen mit einem Kleidergeschäft in der Domgasse 6, da wurden dann vor dem 1. Weltkrieg Säbel für Soldaten verkauft — die haben wir als Kinder noch am Dachboden in Holzkisten entdeckt. Mein Vater ist dann Anfang der 1900er-Jahre in die Kremser Gasse übersiedelt und hat das Unternehmen zunehmend in Richtung Sport entwickelt: Tennisschläger wurden bespannt, es gab auch Zubehör für Fischer. Und auch noch Bleyle-Anzüge, Meterware. Die musste ich auch tragen, hab' aber im Internat bei den Piaristen immer mit den Schulkollegen gegen Jeans getauscht. Meine Eltern waren darüber entsetzt. Ich habe ja zwei Schwestern und vier Brüder. Meine Mutter ist früh gestorben. Meine Lebensmutter hat mich und meine große Schwester Erika mit meinem Vater übernommen, als er aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause gekommen ist.
Und mit der Zeit hat sich Sport Gebath mehr und mehr zum führenden Sportgeschäft in St. Pölten entwickelt. Wir sind jeder Innovation nachgelaufen.
Zum Beispiel dem Snowboarden.
Ja, Gerry Ring, aktuell zweifacher Snowboard-Landesmeister, hat erst unlängst zu mir gesagt: "Ihr habt was gemacht für uns Snowboardfahrer.
Ihr habt aber auch alle St. Pöltner beim Sporteln unterstützt.
Wir haben St. Pöltner Schi-Meisterschaften organisiert und Schikurse für Kinder. Wir haben auch mit den Sportvereinen zusammengearbeitet: mit der Union, mit dem ÖTB, mit dem ASKÖ. Das gab es vor uns nie, dass ein Sportgeschäft mit allen zusammengearbeitet hat, miteinander waren wir stark.
Und vernetzt mit der Wirtschaft.
Ja, auch sichtbar! 1988 haben die Sportvereine gemeinsam mit der Wirtschaft den Rathausplatz mit Wollfäden überspannt. Das Spiel sollte das Netzwerk im Sport St. Pölten mit der Wirtschaft und Bevölkerung symbolisieren. Anlass war ein Radwandertag mit 30 Startstellen. Alle haben geknüpft. Das war ein richtiges Glücksgefühl, dass das am Rathausplatz gelungen ist.
Wann wurde Sport Gebath geschlossen?
2008 haben wir aufgehört. Ich war damals auf Schiffreise mit meiner leider schon verstorbenen Frau, mein Bruder Heinrich hat zugesperrt – ich hätte das nicht zusammengebracht. Heinrich und seine Frau Käthe waren ganz wichtig für das Unternehmen – Heinrich hat alles, was ich nicht habe. Er ist sehr genau und penibel. Gemeinsam waren wir stark.
Damals hat es ja schon einen Verein der Innenstadtkaufleute gegeben. Wie ist dieser entstanden?
Das ist im Fasching entstanden. LaHauPö war damals der Faschingsgruß, die Innenstadt-Kaufmannschaft hat als LaHauPö-Gruppe beim Wagramer Fasching mitgemacht, Richard Dürauer und Fritz Pechal haben dann den City-Club gegründet. Jetzt, bei der insBesondere Innenstadt ist auch politischer Wille dabei, vorher nicht — der gehört schon her. Das hat der Stadt einen Ruck gegeben.
Wie hat sich denn St. Pölten entwickelt?
Der klassische St. Pöltner matschkert, aber ich sag: St. Pölten hat sich zum Positiven verändert.
Was fehlt Ihnen noch in der Stadt?
Irgendwo ein Jungbrunnen. Im Ernst: Chill-Out-Zonen auf der Promenade sind nicht meine erste Priorität, aber St. Pölten gedeiht. Das ist schwierig, weil wir in einer Depressionsphase sind. Die werden wir überwinden und gestärkt hervorgehen. Rund um Wien sind extreme Speckgürtel, wir aber sind besser erreichbar.
Und wie tut sich St. Pölten sportlich?
Der SKN macht mir Sorgen. Ich wünsch mir, dass die Herren an die Erfolge der Frauen anschließen. Der Kampf ums Leiberl fehlt. Sonst ist St. Pölten sportlich auf einem guten Weg, das Bad, Tennisplätze, Fußballplätze, alles da.
Sie sind Jahrgang 1943 und noch immer sportlich aktiv, kommen grad von einem Segelurlaub.
Der Alpenverein hat mich die nächsten vier Jahre als Obmann wiedergewählt. Mein Boot, mit dem ich die letzten Jahrzehnte auf der Donau gefahren bin, ist jetzt allerdings das rote Begleitboot bei der Wasserrettung — das habe ich gespendet.
Leben Sie gerne in St. Pölten, gerne in der Innenstadt?
Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen. Ich bin sofort überall – ich dreh mich um und bin dort. Ich bin zufrieden aus tiefstem Herzen.