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Prägende Unternehmer-Persönlichkeiten der Stadt: Hanns H. Schubert

Lesen Sie im dritten Teil der Stadtments über Mitglieder der Plattform St. Pölten als wegweisende Persönlichkeiten, über Menschen, die St. Pölten mitgestaltet haben zu einer liebens- und lebenswerten Hauptstadt Niederösterreichs. 

Geometer Hanns Schubert prägt seit Jahrzehnten seine Branche — und die Stadt St. Pölten.Credit: Helmut Lackinger
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Hochdekoriert: Hanns Schubert erhält die Rathausnadel von Bürgermeister Matthias Stadler,
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das Ehrenzeichen der Stadt,
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das Goldene Ehrenzeichen des Landes NÖ vom ehemaligen Landeshauptmann Erwin Pröll
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Familienmensch: Hanns Schubert mit Gattin Maria und seinen Kindern
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... und bei der Firmen-Familie, bei der Silberhochzeit seines Mitarbeiters Harrry Schmutzer
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Traditionsunternehmen: bei der 120-Jahr-Feier von Vermessung Schubert ...
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... mit der ehemaligen Landesrätin Petra Bohuslav ..
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... und mit Bürgermeister Matthias Stadler
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Vorreiter: Stadtplaner Jens De Buck und der ehemalige Baudirektor Kurt Rameis beim ersten Flächenwidmungsplan der Stadt
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Sportlich: Hanns und Maria Schubert sind leidenschaftliche Golfspieler
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Hanns Schubert ist begeisterter Schifahrer ...
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.. und war schon mit 16 Jahren erfolgreicher Basketballer

Menschen formen Orte; durch ihre Schaffenskraft, ihr Engagement, ihre Dienstleistung, ihre Ideen, auch durch ihren Besitz:  Die Immobilien von Hausbesitzern sind physische Substanz der Stadt. Die Angebote von Unternehmern schaffen Lebensqualität und Arbeitsplätze. Beider Engagement wirkt sich auf die Struktur und die Qualität des Zusammenlebens in der Kommune aus.

Im Porträt: Hanns H. Schubert

Hanns H. Schubert, geboren am 9. Juli 1941, war beruflich dem Stand der Dinge immer mindestens einen Schritt voraus: Der Ziviltechniker produzierte schon in den 1980er-Jahren Stadtpläne von einer Qualität, wie sie Google-Earth zwei Jahrzehnte später online stellte. Er sagte vor vierzig Jahren das Navi voraus, sein Straßenkatalog war Grundlage des ersten österreichischen "Travelpiloten". 1977 war Hanns Schubert österreichweit der erste Geometer, der professionelle Stadtpläne erstellte, natürlich zunächst von seiner Heimatstadt St. Pölten. Und Vermessung Schubert, Österreichs ältestes Vermessungsbüro und eines der größten, war 1994 das erste, das eine Filiale eröffnete.

Hanns Schubert, Ihr Vater hat das 1896 gegründete Vermessungsbüro 1934 übernommen, Sie sind ihm 1966 nachgefolgt. War Ihr Weg vorgezeichnet?

Nein — ich hatte nach dem Gymnasium drei Berufe in der engeren Wahl: Psychologe, Anwalt oder Vermesser. Mein Vater hat mich zu nichts gezwungen. Er war aber immer ein sehr neugieriger Mensch, er konnte komplizierte technische Fragen lösen. Er hat zum Beispiel bereits 1936 den Flächenwidmungsplan von St. Pölten im 6-Farben-Druck hergestellt — für die damalige Zeit eine Sensation. Und er war stets auf der Suche nach Innovationen. Das hat den Ausschlag gegeben, weil ich gesehen habe, dass Geometer ein interessanter Beruf ist. Ich habe dann an der TU studiert und 1966 mit gutem Erfolg abgeschlossen.

1966 starb Ihr Vater durch einen Bienenstich. Sie mussten damals rasch und unvorbereitet das Unternehmen übernehmen.

Ja, es war ein Sprung ins kalte Wasser, ohne Einschulung, ohne Berufspraxis, ohne Mentor. Aber mit den Grundsätzen im Ohr, die mir mein Vater mitgegeben hat: Lerne Dein ganzes Leben lang — was Du kannst, kann Dir niemand mehr wegnehmen. Das Wort "unmöglich" gibt es nicht. Schaffe etwas, was vor Dir noch niemand gemacht hat, dann macht Dir Dein Beruf Freude. Ich habe in meinem Beruf immer das gemacht, was Spaß macht und wollte immer Neues schaffen. Bei vielen Dingen war ich der erste, bei einigen allerdings zu früh dran, als die Zeit noch nicht reif war.

Zum Beispiel?

Mein Vater hat noch kurz vor seinem Tod den Computer vorhergesagt: "Da müsste es demnächst eine Maschine geben, die den Sinus und Cosinus automatisch berechnet. Damit ersparen wir uns das mühsame Tabellenaufschlagen. Wenn dieses Werkl nicht mehr als 100.000 Schilling kostet, kaufen wir das sofort!" Ich habe dann 1968 um 101.000 Schilling den ersten Computer erstanden, eine Olivetti-Programma 101, den ersten frei programmierbaren Computer der Welt — das war DIE Revolution im Vermessungswesen.
Wir haben auch die erste Filiale in der Geschichte der österreichischen Ziviltechnikergesellschaft eröffnet, 60 Jahre, nachdem mein Vater seine Ziviltechnikerbefugnis angemeldet hatte, nämlich am 1. Juni 1994 um 0.00 Uhr -— bis zum 31. Mai 1994 war das untersagt.

Das war on time. Bei Landkarten- und Navigationssystemen waren Sie etwas zu früh dran — Sie haben Google Earth quasi offline vorgedacht und Grundlagen für Navigationssysteme geschaffen.

Ich war der erste Geometer, der ab 1982 professionelle Stadtpläne auf Basis hochauflösender Luftbilder erstellte und darauf Infos platzierte, wie heute Google Earth. Für St. Pölten gab es die ersten dieser innovativen Stadtpläne, es folgte Wien. Dafür erhielt ich 1984 den Innovationspreis der Wiener Handelskammer. Wenige Jahre danach habe ich das Konzept für die Digitalisierung des österreichische Straßennetz gemacht – 30 Jahre später sind Navis unverzichtbar. Schon 1996 habe ich dem Roten Kreuz St. Pölten zum 100-Jahr-Jubiläum das erste digitale Einsatzleitsystem mit den Adressen aller Gebäude von St. Pölten Stadt und Land geschenkt. Dafür erhielt ich die Henry-Dunant-Medaille in Gold.

Sie haben vieles neu gedacht, viele Innovationen gebracht — und Ihr Unternehmen ist beträchtlich gewachsen. 1966 haben Sie das Büro mit einem Standort und sechs Mitarbeitern übernommen. Wie viele Mitarbeiter hat Vermessung Schubert derzeit?

Das älteste Vermessungsbüro Österreichs ist auch eines der größten, mit über 60 Mitarbeitern an sechs  Standorten.
Die Neuerungen waren nicht immer von finanziellem Erfolg begleitet. Das war ein Bohren dicker Bretter. Es war viel Durchhaltekraft nötig, um das Werk zum Laufen zu bringen. Das hat mir oft Sorgen gemacht. Denn Entwicklungen, bis sie marktreif sind, brauchen viele Anstrengungen. Das funktioniert nur mit einem Superteam. Wir waren immer eine große Familie. Mir war wichtig, dass viel auf die sozialen Kontakte geschaut wird. Wir haben Betriebsausflüge gemacht, sportliche Ereignisse veranstaltet. Viele Mitarbeiter haben als Jugendliche begonnen und sind bei Schubert in Pension gegangen.

Sie sind vor fünf Jahren in Pension gegangen — sind aber schon noch aktiv.

Ich habe schon früh begonnen, an Nachfolge zu denken, aber in unserer Branche gibt es nicht viele gut Ausgebildete. Es war schwierig, im Vermessungswesen gibt es wenige Absolventen. Da ist mir der Glücksfall Dominik Mesner in die Hände gefallen. Er hatte mehrere Angebote, ich hab' ihm das schlechteste gemacht – aber er hatte damit die Chance, das Unternehmen zu bekommen. Dann hat er noch den Martin Oberzaucher nach St. Pölten gelockt. Seitdem kann ich mich zurücknehmen. Ich bin 2018 in Pension gegangen, bin am Unternehmen aber noch beteiligt. Und um meine  vermessungstechnische Leidenschaft nicht begraben zu müssen, mache ich noch Gutachten. Heuer habe ich mein 50-jähriges Jubiläum als Gericht-Sachverständiger. 

Und Sie sind sportlich noch viel unterwegs.

Ich wollte schon immer neben meinem Beruf, den ich intensiv gelebt habe, eine Balance — und das ist der Sport. Sport hat mir immer viel Kraft für den Beruf gegeben. Mit 16 Jahren habe ich in der Union Basketball-Mannschaft gespielt, beim späteren Staatsmeister. Ich habe die Schilehrerprüfung, bin jetzt noch aktives Mitglied des Schilehrerverbandes. Jetzt mache ich noch Fitnesstraining und spiele leidenschaftlich Golf. Außerdem habe ich noch eine Menge Hobbys: Fliegenfischen, Kochen, Reisen — mir fehlt nur mehr Australien. 

Sie leben seit über 80 Jahren in St. Pölten — wie hat sich die Stadt in all den Jahrzehnten verändert?

In die Daniel Gran Schule bin ich noch bloßfüßig gegangen. Das war 1947. Wo jetzt das Gewerkschaftshaus ist, waren Katakomben — da haben wir gespielt und vieles gefunden. St. Pölten war noch zerbombt, als ich ein Kind war. In der Schule gab es Ausspeisungen mit Lebertran. Es gab nicht viel zu kaufen.
In den 50er-Jahren ist das Gymnasium in die Josefstraße übersiedelt. Damals gab es eine Unterschriftenaktion, dass das Gym zu weit draußen von der Stadt angesiedelt wird. 
Dann kam der Aufschwung, der Wiederaufbau, die Hochblüte der Vermessung — auch wegen der Zweitwohnsitze.

Dann ist St. Pölten Landeshauptstadt geworden.

Bevor St. Pölten auserkoren wurde, haben sich mehrere Städte beworben. St. Pölten liegt mitten in Niederösterreich – auch andere haben das für sich reklamiert. Aber ich konnte das berechnen, aus 18.000 Punkten. Der Mittelpunkt des Landes liegt in der Gemeinde Kapelln. Dort haben wir 1993 offiziell die Max-Schubert-Warte eröffnet. Das beliebte Ausflugsziel feiert am 30. November sein 30-jähriges Jubiläum.
Für die Landeshauptstadtbauten hatten wir einen Auftrag und haben 1.400 Einreichpläne mit einem eigens angeschafften Farb-Plotter gedruckt.

Was wünschen Sie sich für St. Pölten?

Durch die wirtschaftsfreundliche Politik der Stadtregierung hat St. Pölten einen Aufschwung genommen und sich dynamisch entwickelt: Steigerung der Wohnbevölkerung, Ansiedlung von Betrieben. Ein besonderer Vorteil ist, dass die Glanzstofffabrik nicht mehr stinkt. Die Stadt hat auch eine hohe Lebensqualität in der Freizeit. Nur der Domplatz ist nicht gelungen. Leben, Events, das kulinarische Angebot haben sich massiv verbessert —  man muss nicht mehr flüchten. Natürlich hat daran auch die stp*Plattform einen großen Anteil.
Außerdem hat sich das Klima zwischen Stadt und Land verbessert, es gibt viele Gemeinsamkeiten, eine konstruktive Zusammenarbeit auf vielen Ebenen — das ist sehr wichtig für die Stadtentwicklung
Ich bin stolz auf meine Heimatstadt. Ich sage immer, dass ich aus St. Pölten komme. Ich möchte, dass sich das weiter so positiv entwickelt.