"Meine Berufsschullehrer:innen haben mir damals alle gesagt: 'Aber wenn du die Gesellenprüfung hast, kündigst eh und machst was Grafisches, gell?'", erinnert sich Dominik heute an seine Ausbildungszeiten zurück. "Ich hab' nämlich in der Schule und auch in meiner Lehre als Veranstaltungstechniker damals in jeder Pause gezeichnet - eigentlich wollte ich Buch-Illustrator werden. Aber dafür hätte ich nochmals in die Schule müssen, und darauf habe ich keine Lust gehabt. Meine Eltern waren es dann eigentlich, die mich auf die Idee gebracht habe, dass das Tätowieren das Richtige für mich sein könnte."
Volle Motivation für einen langen Weg
Derart neu fokussiert, bewirbt er sich in zwei Studios und wird gleich beim ersten genommen. "Motivation und Passion sind das Wichtigste in diesem Job", weiß er, "damals musste ich zwei Nebenjobs annehmen, um es mir leisten zu können, diesen Weg zu gehen. Nach der Arbeit in drei Studios habe ich schließlich 2013 mein eigenes in unserem schönen St. Pölten eröffnet." In jener Stadt also, in der der Künstler und Unternehmer geboren und aufgewachsen ist.
Innenstadt-Jubiläum für Eden Tattoos STP
Nach über einem Jahrzehnt gilt Eden Tattoos STP so etabliert wie nie. Längst arbeitet auch Dominiks jüngere Schwester MaryLi als Piercerin im Studio. Die Geschwister sind zu kongenialen Geschäftspartner:innen geworden. Was aber ist das Erfolgrezept eines so gut laufenden Tattoostudios wie ihrem? Um Antworten auf diese und weitere Fragen zu erhalten, baten wir Dominik Eden und MaryLi zum Gespräch.
Don't be a Zwiederwurzen: Tätowierer Dominik Eden & Piercerin MaryLi im Interview
Dominik, wie schupft ihr den Laden so erfolgreich - was, denkst du, ist euer Erfolgsrezept?
Sicher ein guter Mix aus professionellem, routiniertem Eindruck - und Sympathie den Kund:innen gegenüber. Ich setze mich vor dem Tätowieren gerne eine halbe Stunde mit ihnen zusammen, um mit Schmäh alles ein bisserl aufzulockern. Ein:e Kund:in, der oder die vorher gelacht hat, hat gleich einen guten Start in die Tattoo-Sitzung. "Don't be a Zwiederwurzen" ist mein Motto.
Und was rätst du jemandem, der das erste Mal mit einem Tattoo liebäugelt?
Mochs net zklaa, sonst is späda schirch! Und ich rate niemandem zu Modetrends, da die so vergänglich sind. Ein Tattoo sollte vielmehr individuell sein und zur Person passen - deshalb plane ich die Motive nur noch gemeinsam mit der Kundschaft. Durch das Zusammensitzen erkenne ich, mit welchem Menschen ich es zu tun habe und fühle, was er eigentlich will. Manchmal weiß er es nämlich selber nicht, weil er von der Außenwelt, von den Freund:innen etc. beeinflusst ist. Ich zwinge natürlich niemandem etwas auf - aber ich sehe es als meine Pflicht, die Kund:innen über die Haltbarkeit von Modetattoos aufzuklären - und konstruktiv zu beraten.
Deine Spezialgebiete sind realistische Motive gemischt mit zweidimensionaler, abstrakter Kunst.
Ja, dabei von düster bis happy - und von Tiermotiven, Biomechanik und Dark Lettering bis hin zu Portrait oder Aquarell. Ich liebe generell sehr detaillierte Arbeiten und die Abwechslung. Asiatische Motive finde ich auch cool, weil sie so schön kontrastreich wirken und plakativ aussehen.
Gibt es etwas, das du dagegen niemals stechen würdest?
Prinzipiell steche ich keine politischen und religiösen Tattoos. Maori und polynesische Motive liegen mir persönlich nicht. Und Tattoos an heiklen Stellen wie im Gesicht oder an den Fingern mache ich nur bei Stammkund:innen.
Lisa, unter deinem Künstlerinnen-Pseudonym MaryLi arbeitest du seit Jahren als Piercerin bei Eden Tattoos STP. Wie sah denn dein persönlicher Weg dorthin aus?
Die Begeisterung kam, als ich ca. 13, 14 Jahre alt war. Mein Bruderherz hatte da grad die Ausbildung zum Tätowierer begonnen. Das war in dem Alter für mich natürlich das Coolste überhaupt, dementsprechend ist der Plan entstanden. Ich wollte auch in dem Bereich arbeiten, und am besten mit ihm zusammen. Zeichnen war aber nicht so meines - dafür der Piercingschmuck in all seinen Facetten.
Welche Ausbildung war nötig, um bei Eden Tattoos einzusteigen?
Angefangen hat alles mit einer Ausbildung zur Kosmetikerin, danach ging es in Wien zur Weiterbildung als Piercerin. 2015 habe ich nach der erfolgreichen Unternehmerinnen-Prüfung schließlich im Studio meines Bruders loslegen können.
Selbst hast du zurzeit ganze 16 Piercings. Welcher Körperschmuck ist denn allgemein laut deiner Erfahrung sehr modern und beliebt?
Da möchte ich eine Kundin zitieren: "Hauptsache, in Gold!" Ob Nase, Bauchnabel oder Ohren - zurzeit wollen so gut wie alle ihren Schmuck in Gold. Auch die Klassiker sind und bleiben uns treu, darunter Helix, Nostril und natürlich das Bauchnabel-Piercing. Seit einigen Monaten kommt auch das Augenbrauen-Piercing wieder öfters vor. Die 1990er Jahre haben definitiv gerade ihre Comeback.
Und wovon rätst du deiner Kundschaft eher ab?
In letzter Zeit kommen diese Tiktok-Trends auf, wo man Finger-Piercings sieht. Diese Art von Piercing verheilt nicht richtig. Deswegen steche ich sie nicht. Dasselbe gilt für Cheek Piercings, also Schmuck durch die Wange: Diese können zu starken Blutungen führen und Nervenbahnen beschädigen. Im Zuge meiner Ausbildung ist mir außerdem klar geworden, dass Männer-Intimpiercings nicht meine Welt sind.
Zum Abschluss, Lisa - was ist denn das absolut Beste an deinem Job als Piercerin?
Ich liebe es, das Strahlen in den Gesichtern zu sehen, wenn meine Kund:innen sich in den Spiegel schauen, nachdem sie ihr Wunschpiercing oder einen schönen neuen Schmuck bekommen haben.
Und Dominik, was liebst du besonders an deinem Job als selbständiger Tätowierer mit eigenem Studio?
Definitiv, dass ich Menschen einen Fingerabdruck von mir mitgeben kann, der sie an etwas Schönes denken lässt, wenn sie damit morgens aufstehen - oder der sie lachen lässt, wenn sie traurig sind. Das war mir immer schon die größte Ehre an meiner Tätigkeit.
Eden Tattoos STP
Wiener Straße 20/6
3100 St. Pölten