Ehemalige Synagoge

Geschichte: Vom Gotteshaus zum Kulturzentrum

1913 von Theodor Schreier und Viktor Postelberg erbaut, wurde die Synagoge während der Novemberpogrome 1938 schwer beschädigt. Nach der Vernichtung in der NS-Zeit gründete sich keine jüdische Gemeinde mehr.
Jahrzehntelangem Verfall preisgegeben, wurde das Gebäude in den 1980er-Jahren vor dem drohenden Abriss gerettet und aufwendig restauriert. 1988 zog das Institut für jüdische Geschichte Österreichs in das angebaute Kantorhaus ein und erforschte auch intensiv die Geschichte der Kultusgemeinde St. Pölten.
Nach der neuerlichen umfassenden Renovierung und Adaptierung als modernes Kulturzentrum, finanziert durch Mittel der Stadt St. Pölten, des Landes Niederösterreich und des Bundes (Nationalfonds), ist das Gebäude seit April 2024 barrierefrei zugänglich. Als Ort der Geschichtsvermittlung und des Gedenkens regt sie zu Fragen an die Gegenwart an. Der Innenraum mit seinen prächtigen Wandmalereien, von einer Lichtskulptur durchdrungen, bietet den Rahmen für vielfältige kulturelle Erlebnisse. Ihre Wiedereröffnung ist Teil der Maßnahmen und Aktivitäten von Kultur St. Pölten 2024, in denen sich die Landeshauptstadt als offene und selbstkritische Stadt zeigt.

Dauerpräsentation „Die Synagoge und ihre Gemeinde“

Rund um die Frauenempore zeigt eine Dauerpräsentation die Errichtung, Verwüstung und zweimalige Renovierung des Synagogengebäudes. Objekte, Fotos und Dokumente geben Einblick in das Leben der jüdischen Gemeinde und machen den Bruch in der NS-Zeit und das Schicksal ihrer Mitglieder nachvollziehbar.
Gezeigt werden nur Objekte, die tatsächlich aus dem Besitz der Kultusgemeinde St. Pölten stammen. Synagogenbau, religiöse Zeremonien, das Engagement der Frauen, das Vereinsleben der Jugendlichen sowie Antisemitismus und schließlich Vernichtung werden thematisch durch Medienstationen vertieft.

Vermittlungsangebote

Unsere Vermittlung lädt Kinder und Jugendliche aller Schulstufen zur selbstständigen Spurensuche ein. Herangehensweisen für die eigene Recherche werden dem Alter entsprechend – jeweils ab der 3., 5. und 9. Schulstufe – ausgewählt und die Ergebnisse mit der Klasse diskutiert. Die Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen und neue Erkenntnisse für die Gegenwart ergeben sich meist ganz von selbst. Für Gruppen von Erwachsenen bieten wir dialogische Führungen mit Raum für Fragen und Austausch an.

Jewish Weekends – Festival für jüdische Kultur

Ein Herzstück des Kulturprogramms der Ehemaligen Synagoge sind die jährlich im Juni stattfindenden Jewish Weekends. Das Festivalformat holt internationale Ensembles sowie einheimische Künstlerinnen und Künstler für eine musikalische Zeitreise vom Barock bis zur Gegenwart nach St. Pölten.